Die Kirche in Vehlgast

Das erste Gotteshaus in Vehlgast war eine einfache Holzkirche, die im Dreißigjährigen Krieg abbrannte. 1681 wurde mit dem Bau einer Feldsteinkirche begonnen. Die Bauherrin, Katharina von Saldern, stiftete Kanzel und Altar.

Baumeister Lindemann aus Kyritz errichtete erst 1754 einen Turm, und 1768 bekam die Kirche zwei Glocken, die per Schiff auf der Havel vom Glockengießer Thielken aus Berlin antransportiert wurden. Nachdem diese Kirche 1863 einem Brand zum Opfer gefallen war, wurde um 1867 die heutige Dorfkirche, ein neugotischer Backsteinbau mit einem 26 m hohen schiefergedeckten Turm errichtet. Das Innere hat eine einfache Holzdecke und große rundbogige Fenster.

Die Orgel

1863 war die Kirche mitsamt der Orgel ein Raub der Flammen geworden. Für die Orgel kam 1870 Ersatz aus Wittenberge in Form eines gebrauchten Instruments. 204 Reichstaler waren dafür zu berappen gewesen. Mit der Orgel gab es immer wieder Probleme, weshalb sogar der Berliner Orgelbaumeister Carl-August Buchholz um Hilfe gebeten worden war.

Nach der Jahrhundertwende wurden mehrere Angebote für ein neues Instrument eingeholt. Den Zuschlag der Kirchgemeinde erhielt am 10. Februar 1906 der Hoforgelbaumeister Barnim Grüneberg in Stettin. Drei Wochen zuvor war dessen Angebot eingetroffen, eine einmanualige Orgel mit sieben Registern wollte er liefern.

Zum Angebot hinzu kamen ferner die Nebenkosten in Form von Verpackung, Verladung und Lieferung bis zum nächsten Bahnhof – dies waren nochmals 28 Reichsmark. Wie produktiv die Orgelwerkstatt war, sah man an den Lieferzeiten: Im Februar wurde bestellt, im September geliefert.

Die Grünebergs sind eine alte Orgelbauerfamilie. Der erste seiner Zunft, Philipp Wilhelm Grüneberg, wurde 1710 in Magdeburg geboren. Barnim Grüneberg, der Erbauer der Vehlgaster Orgel, wurde 1828 in Stettin geboren und starb ein Jahr nach Auslieferung des Vehlgaster Instruments. Seine Initialien sind noch über dem Spieltisch zu finden.

Das historische Uhrwerk stammt aus dem Jahre 1924.

Lukas Verlag

Kirchengeschichte

1545 Tochterkirche von Havelberg, 1600 Mutterkirche/Inspektion Wilsnack, 1775 Unica vagans, von Breddin besorgt, 1800 Tochterkirche von Breddin (Superintendentur Dom Havelberg, seit 1868 Superintendentur Havelberg, seit 1878 Kirchenkreis Havelberg-Wilsnack, seit 1997 zum Kirchenkreis Kyritz-Wusterhausen, seit 2016 zum Kirchenkreis Prignitz).

1775 wurden Damerow und Todtenkopf (Waldfrieden), 1800 Saldernhorst, 1950 Klein Damerow und Wendisch Kirchhof eingekircht.

Letzter Patron war bis 1945 Dr. Stickl in Damerow.

Text: K.-E. Selke

Offene Kirche

Die Kirche Vehlgast ist tagsüber von Ostern bis zum Reformationstag frei zugänglich.