Die Kirche in Lanz

Ev. Kirche Lanz
Der Altar in Lanz

Die heutige Kirche von Lanz wurde in den Jahren 1424 bis 1440 erbaut. Im Jahre 1424 brannte die erste, ältere Kirche durch Brandstiftung des Reymar von Plesse, Lehnsmann der mecklenburgischen Herzogin Katharina, ab. Von dieser älteren Kirche findet sich nur noch der Felssockel der Westmauer am Turm, an der sich auch der frühere, sehr kleine Eingang zur Kirche befand, der auf die ältere Vorgängerkirche hinweist, von der nur noch ein Rest des Mauerwerks übriggeblieben ist, auf den 1576 das Fachwerk aufgesetzt wurde.

1701 wurde die bis dahin kleine Kirche unter Cuno Hartwig von Quitzow, Erbherr auf Eldenburg, nach Osten hin erweitert. Den Hinweis auf diese Erweiterung finden Sie an einer kleinen Tafel links an der Empore (links zum Altar gesehen).

Der Kirchturm aus Holz hat zwei Konstruktionen. Die innere Konstruktion des Holzkirchturms ist mutmaßlich die älteste im norddeutschen Raum und stammt aus den Jahren 1476/77 und die äußere zweite Konstruktion wurde erst später im 17. Jahrhundert errichtet und danach mehrfach erneuert (zuletzt 1998/99).

Der Kanzelaltar stammt aus dem Jahre 1701, an der Kanzelwand sehen Sie die 4 Evangelisten mit ihren Symbolen (Matthäus mit dem Engel; Markus mit dem Löwen; Lukas mit dem Stier und Johannes mit dem Adler)

An der rechten Kirchenwand (in Richtung Altar blickend) sehen sie ein auf Holz gemaltes altes Altarbild (Kreuzigungsszene / Ende des 16. Jhr.) des alten Altars, der dem aus dem Jahr 1701 stammenden frühbarocken Kanzelaltar weichen musste.

Der Taufengel in Lanz

Ebenfalls aus der Barockzeit (ca. 1600 bis 1700) stammt der Taufengel, den Sie von der Decke hängend in der Mitte des Ganges bewundern können. Er ist noch heute - in Gebrauch und wird zur Taufhandlung heruntergezogen. In seinen Händen hält er eine hölzerne muschelförmige Taufschale, auf die dann die eigentliche aus Messing gefertigte Taufschale (um 1700) gestellt wird.

Das Gestühl mit den drei unterschiedlichen Wangenverzierungen ist das älteste Einrichtungsstück dieser Kirche und stammt aus der Zeit der Spätgotik (um 1450) und Frührenaissance (um 1500). Die feststehende, damals in Kirchen übliche Sitz(rang)ordnung wurde übrigens erst 1932 direkt durch Beschluss des Gemeindekirchenrates aufgehoben.

Mit der Gründung des Dorfes Lenzersilge (ca. 4 km Richtung Perleberg) sollte in der Lanzer Kirche für die siedelnden Neubürger Preußens aus dem Holsteinischen eine Empore gebaut werden. Dagegen protestierten die reichen Großbauern von Lanz, die sich gegen die Beanspruchung ihrer Kirche durch „Fremde“ wehrten.

Getreu seiner Devise "Räsonieren könnt ihr soviel ihr wollt, aber gehorchen müsst ihr!" ordnete der Preußenkönig Friedrich der Große daher an, diese Empore auf königlichen Befehl hin zu bauen, da die Pfarre zu Lanz königliches Patronat war. Und so wurde die Empore 1785 dann auch in die Kirche eingebaut. Es wurde nun natürlich auch spitz betont, dass dieser Einbau "ohne Beyhülf der Gemeinde" stattfand.

Von diesem Zwist zwischen König und den stolzen Lanzer Bauern zeugt die kleine Tafel rechts an der "Lenzersilger" Empore.

Mit großem Einsatz der Gemeinde und ihres damaligen Pfarrers Kurt Mertins (von 1954 bis 1972 Pfarrer in Lanz) wurden in den schweren Jahren des aggressiven Kommunismus, von 1954 - 1956 Kirche, Kirchturm und das Lanzer Pfarrhaus (Geburtshaus des deutschen Turnvaters Friedrich Ludwig Jahn) saniert und mit einem Festgottesdienst, gehalten vom damaligen Berliner Bischof D. Dr. Dibelius, am 24.6.1956 wieder eingeweiht.

Wenn Sie die Kirche nun wieder verlassen, sehen Sie noch einmal kurz nach links:

An der Kirchenmauer finden sie ein altes Grab und ein in die Kirchenwand eingefügtes Tonrelief mit einem Wort der Heiligen Schrift: "Die Frucht des Geistes ist lauter Gütigkeit, Gerechtigkeit und Wahrheit." (Epheser 5,9) Hier liegt Lic. Dr. Kurt Kesseler begraben, der von 1933 bis 1945 Pfarrer in Lanz war. Einige seiner heute noch lebenden Konfirmanden berichten von ihm, dass er oft von der „bösen Zeit“ sprach, die treue Beter braucht. Angesichts der Tatsache, dass damals auch viele Kirchenleute und Pfarrer in der Prignitz dem Wahnsinn des Nationalsozialismus verfielen, ist die Kirchengemeinde Lanz dankbar für das mutige Zeugnis ihres ehemaligen Pfarrers in diesen Jahren.