Zu Weihnachten 2010
von Pfarrerin Brigitte Worch
Eine kleine Fabel erzählt vom Gespräch der Tiere, was für sie die Hauptsache zu Weihnachten ist. Der Fuchs schwärmt vom Gänsebraten und der Eisbär vom Schnee für die weiße Weihnacht. Das Reh will auf alle Fälle den Tannenbaum und die Eule mag es nicht zu hell, sondern schön schummrig und gemütlich. Der Pfau will ein neues Kleid und die Elster glänzenden Schmuck, denn selbstverständlich gehören Geschenke zu Weihnachten. Der Bär freut sich auf die süßen Sachen und der Dachs auf viel Ruhe „...pennen, pennen, pennen. Mal richtig pennen.“ Das gefällt dem Ochsen und er kann zustimmen: „Und saufen, mal richtig saufen und dann pennen.“
Wir erkennen uns wieder, das alles tun und genießen wir auch so oder ähnlich zu Weihnachten.
Aber da ist noch der Esel, der wie der Ochse nach der Legende im Stall von Bethlehem dabei war. Er erinnert und rückt zurecht: „Du Ochse, denkst du nicht an das Kind?“ Da fällt es dem Ochsen wieder ein, denn natürlich ist ja das Kind die Hauptsache! Und die Frage der Tiere am Schluss der Fabel ist: „Ob das die Menschen auch wissen?“ Ja, wir wissen das auch. Wir feiern Weihnachten, weil das Kind Jesus im Stall von Bethlehem geboren ist. Jedenfalls die meisten Menschen wissen das irgendwie und haben die Geschichte schon gehört. Kinder spielen sie als Krippenspiel in der Kirche und manchmal auch in der Schule. Menschen kommen gerade wegen dieser Geschichte, wegen der Hauptsache am heiligen Abend in die Gottesdienste. In der Bibel steht die Geschichte sehr nüchtern. So schön, abwechslungsreich, nachdenklich oder ein wenig verspielt für Kleine oder Große passend, wie sie in den Christvespern gestaltet wird, ist sie dort nicht zu lesen. So war sie in der Wirklichkeit vor rund 2000 Jahren auch nicht. Wir Christen glauben, dass Gott selbst mit diesem Kind in die Welt kommt. Aber brauchen wir die Erinnerung an seine Geburt zum Feiern des Festes? Kein Fest wird so abwechslungsreich und mit so vielen Traditionen behaftet begangen wie Weihnachten. Und wenn man die vielen Bräuche aus anderen Ländern mit betrachtet, ist es wirklich eine bunte, fröhliche, besinnliche und üppige und auch kommerzielle Vielfalt, die da gestaltet wird. Aber für viele Menschen bleibt eine Sehnsucht, eine große Erwartung, manchmal auch Angst vor den Gefühlen, die Weihnachten auslöst, vor der Einsamkeit, die dann besonders spürbar ist. Und dies alles gehört von Anfang an zur Geschichte von Bethlehem dazu: Es ist die Überraschung der Hirten, bei einem neugeborenen Kind etwas zu finden, was sie innerlich berührt und zugleich fröhlich und friedlich macht. Davon möchten wir auch etwas erleben, für uns selbst und für unsere Welt. Und dafür ist dieses Kind Jesus immer wieder das Lebenszeichen.
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