Wort zur Woche
von Pfarrer Norbert Merten
„Fastenzeit – Wo geht es hin?“
Sie schwelgen in Erinnerungen: Ich denke, es war um´s Jahr 2016/17. Uns ging es richtig prima. Wir verdienten gut und konnten uns viel leisten. Wie oft haben wir zusammen gefeiert. Wie viele tolle Reisen haben wir unternommen. Und man konnte sich kaufen, was das Herz begehrte, das Angebot war schier unendlich. Und unsere Kinder haben Familien gegründet und sich ihr eigenes Heim aufgebaut. Klar, sie wohnen nicht gleich um die Ecke, aber auch bei ihnen lief es rund.
Auch gesundheitlich war alles auf einem guten Weg. Man konnte dankbar sein. Oh, wie schnell fliegt doch die Zeit dahin. Und Zeit mit oder für Gott zu verbringen, das war nicht so im Blick. Da sagte ein anderer: Es werden auch andere Zeiten kommen! Schwere Zeiten; wo man im Leben nur noch Dürre und Wüste erlebt; wo die Freude weicht und Schreckliches geschieht und Plagen einziehen...
Was wir auch erleben: Gott will sich in Erinnerung bringen. Er schenkt uns Zeiten, in denen wir glücklich sind und für die wir IHM sehr dankbar sein dürfen. Aber, er schickt dann auch freudlose, unangenehme Zeiten.
So hat es auch schon vor ca. 3.000 Jahren ein Mann namens Joel erfahren. Er macht seine Mitmenschen darauf aufmerksam, wie verhängnisvoll es ist, wenn wir nicht mehr mit Gott rechnen, wenn wir vergessen, was ER uns Gutes getan hat...
Bis zum heutigen Tag erleben wir Menschen das in ähnlicher Weise. Und dort, wo wir Gott nicht mehr sehen in unserem Leben, da ruft ER uns zu: „Bekehrt euch zu mir von ganzem Herzen, mit Fasten, mit Weinen, mit Klagen.“ (Joel 2,12) Bekehren hat oft so einen negativen Tatsch. Dabei meint es doch: Sich auf das Leben zu bewegen! Bewegen wir uns in Richtung Leben; und das heißt ja in Richtung Gott? In IHM war das Leben, und das Leben war das Licht der Menschen.
Wir sollen uns auf den Weg machen zu Gott. Mit dem ganzen Herzen sollen wir es tun. Denn jeder weiß, wer nur halbherzig Sachen anpackt, kommt selten ans gesteckte Ziel... Gut, wenn wir uns von ganzem Herzen auf den Weg machen zu Gott. Warum wir das tun sollen? Dort empfangen wir Leben, das in der Gemeinschaft mit IHM zur Erfüllung findet...
Joel sagt uns auch weiter, was wir mitzubringen haben auf diesem Weg zu Gott: Wir sollen kommen mit Fasten, mit Weinen, mit Klagen.
Als Erstes wird „Fasten“ genannt, was so viel bedeutet, wie: sich enthalten – von Dingen, die vom Leben trennen. Eine Zeit lang wird dabei oft auf Nahrung verzichtet, um sich bewusst zu machen, was Gott für uns gedacht hat und was uns zum Leben dienen will... Das Fasten gehört mit dem Wort „fest“ zusammen. Das ist das Ziel des Fastens: Fest werden im Leben. In diesem Sinne: Eine segensreiche Fastenzeit, die ja Viele vor Ostern ernst nehmen.
Als Zweites ist „Weinen“ erwähnt. Wir dürfen auf dem Weg zu Gott, unserem Gefühl freien Lauf lassen. Wie Vieles berührt uns, dass Tränen fließen – Freudvolles, wie auch Schmerzliches... Manchmal muss dabei Altes und Vertrautes sterben, eingeübte Verhaltensweisen müssen abgelegt werden. Und doch gibt es eben auch überschwengliche Freude über das, was Gott ganz neu schenkt und was erfahrbar wird...
Als Drittes darf das „Klagen“ sein. Seufzen und Jammern dürfen wir vor Gott und auch über ihn. Das, was in uns schreit, muss nicht in uns bleiben. Was uns nicht passt, was wir nicht verstehen, was wir gerne anders haben würden - mit allem dürfen wir unterwegs sein zu Gott. ER ist nur ein Gebet weit entfernt...
Schön, wenn wir Gott vertrauen lernen, dass ER gute Erfahrungen bewirkt. ER versorgt und beschützt sein Volk. Und so wünsche ich es auch uns allen.
Ihr Pfarrer aus Rühstädt, N. Merten
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