Wort zur Woche
von Pfr. Holger Frehoff
Vor drei Wochen bekam ich Besuch von drei Jugendlichen der Freiherr-von-Rochow-Oberschule in Pritzwalk. Sie sollten in der Schule ein Referat über das Rathaus und die Nikolaikirche in Pritzwalk halten.
Es war ein interessantes Gespräch. Eine der Fragen, die sie mir stellten, ging mir noch länger nach: ob nicht ein einfacher Versammlungsraum für unsere Kirchengemeinde reichen würde statt der großen Kirche.
Bei der Frage dachte ich für einen Moment etwas wehmütig an das Kirchengemeindezentrum in der Schweiz zurück, in dem meine Frau und ich in den letzten zehn Jahre gearbeitet haben. Erst 2012 hatten wir das Gemeindehaus eröffnet, dessen Zentrum ein großer, heller Raum war, den wir für den Sonntagsgottesdienst, aber auch für viele Gemeindeveranstaltungen von der Krabbelgruppe über die Kinderkirche bis zum Mittagstisch nutzen konnten. Ein Haus im Minergiestatus gebaut, in dem es nie nötig war, zu Heiligabend mehrere Kleiderschichten unter dem Talar zu tragen, um nicht zu frieren.
Ja, die Nikolaikirche ist eigentlich zu groß für unseren Bedarf als Kirchengemeinde. In ihr ist es in den Herbst- und Wintermonaten empfindlich kalt, so dass ich froh bin, dass wir die beheizte Taufkapelle für unsere Gottesdienste nutzen können. Der Erhalt der Kirche stellt uns vor große Herausforderungen. Im März beginnt der erste Bauabschnitt zur Renovierung der Kirche, dem weitere folgen werden.
Aber ich möchte diese Kirche nicht missen. Mich fasziniert der Gedanke, dass seit dem Mittelalter Menschen sich hier versammelt haben, um gemeinsam zu singen, zu beten und auf Gottes Wort zu hören. Menschen teilen seit Jahrhunderten in dieser Kirche miteinander Freude und Leid. Sie sind dort auf vielfältige Weise einander und Gott begegnet. Wir führen dieses geistige Leben unter den heutigen Bedingungen in der Nikolaikirche weiter.
Die Kirche steht im Zentrum der Stadt, und wenn man von außerhalb auf Pritzwalk zufährt, ist der Kirchenturm von weitem zu sehen. Er ist wie ein Leuchtturm, der weit in die Landschaft hinein signalisiert, dass an diesem Ort christliches Leben stattfindet und auch weiterhin stattfinden wird. Ich empfinde das als Hoffnungszeichen.
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