Wort zur Woche
von Pfr. Volkhart Spitzner
Liebe Leser, liebe Leserinnen, dieser Monat Januar kommt ganz schön kalt daher. Aber auch solche Monate haben ihren Reiz und ihre Schönheit. Auf Spaziergängen durch unsere Prignitz kann man eine Menge entdecken. Da ist nicht alles grau und trist. Das Grün der Nadelbäume, welches unter den Schnee- und Eiskristallen hervorlugt, fasziniert mich immer wieder. Wenn es nass und kalt ist, legen sich bei Tannenzapfen die Schuppen ganz eng an den Zapfen. Damit kein Tropfen Wasser hineinlaufen kann und damit auch die Kälte möglichst ausgeschlossen bleibt. Selbst die Eichhörnchen haben es dann schwer, die Tannenzapfen zu knacken. Sie müssen unten am Stamm anfangen und sich dann Schuppe für Schuppe vorarbeiten, um schließlich an die Samen zu kommen.
Öffnen werden sich die Tannenzapfen erst, wenn es warm und trocken ist. Entweder im Haus, wenn wir sie z.B. als Tischschmuck benutzen. Oder aber im Frühling, wenn es auch in der Natur wieder wärmer wird. Dann können die Samen – sozusagen die Lebensversicherung der Bäume – verbreitet werden und neue Früchte bringen.
Prinzipiell kenne ich das auch von mir selbst: den Wunsch, sich zurückzuziehen und „dicht zu machen“, wenn unangenehme Probleme und Gespräche mich erwarten, wenn der Stress zu groß wird. Mit anderen Worten: Wenn es kalt ist und regnet, um mich herum und in mir drin. Einerseits ist das eine normale Reaktion und ein Selbstschutz, oft genug notwendig für das eigene Wohl. Aber besonders glückliche Momente sind das nicht in meinem Leben. Und es ist wie beim Tannenzapfen: Früchte kann man so nicht hervorbringen. Die sind mir dann möglich, wenn wir uns öffnen, für andere Menschen, für das Leben, für die Situation, in der wir gerade stehen, vielleicht auch für Gott.
Wenn wir bereit sind. Aber dieses „Bereitsein“ ist leichter gesagt als getan. Es muss ja eine Angst überwunden werden, eine Hemmschwelle, damit wir aus uns herauskommen können und uns nicht verschließen.
Für mich persönlich ist eine große Hilfe, mich Gott im Gebet anvertrauen zu dürfen. Ich muss mich vor IHM nicht groß rechtfertigen. Gott weiß sowieso schon, wie es mir geht, was mich bewegt und belastet. Und dann erfahre ich, wie ER mich annimmt. ER sagt nicht: „Komm mal wieder, wenn du bessere Laune hast“, sondern Er gibt mit, was ich gerade brauche. Auf diese Weise spüre ich in mir Lust zum Leben und eine Dankbarkeit für die Menschen die mich umgeben in dieser „kalten Welt“. Gott traut einem jeden von uns zu, Wärme in diese kalte Zeit zu tragen. Ein jeder von uns ist ein Samenkorn – sozusagen eine Lebensversicherung – dass auch die kommende Zeit Früchte hervorbringt.
Einen Kommentar schreiben