Wort zur Woche
von Pfr. Volkhart Spitzner
Würden Sie sich heute noch taufen lassen?
In der kommenden Woche erleben wir den Sommeranfang und die Sommersonnenwende. Die Tage sind bis spät in den Abend hell und die Nächte kurz. In diese Zeit hinein fällt der Tag „Johanni“, am 24. Juni. Traditionell wird das Spargelstechen beendet. Der Name „Johanni“ erinnert an den Tag der Geburt Johannes des Täufers.
Sagen Sie mal ehrlich: Würden Sie sich taufen lassen? Also vorausgesetzt, Sie wurden bis jetzt nicht getauft, Ihre Eltern hätten Sie nicht taufen lassen, als Sie klein waren – würden Sie sich dann heute für eine Taufe entscheiden? In den vergangenen Wochen wurden in unserem Pfarrsprengel viele Kinder und Erwachsene getauft. Die vorbereitenden Gespräche waren ganz unterschiedlich und interessant.
Vor wenigen Tagen erhielt ich einen Anruf von einer mir unbekannten jungen Frau: „Hallo, Herr Pfarrer, ich möchte mich taufen lassen. Was muss ich tun?“ Mal ehrlich: Würden Sie sich taufen lassen – heute, jetzt? Wenn ja, dann würden Sie sich dafür entscheiden, zu einer Kirche zu gehören. Sie würden zu einer Gemeinschaft gehören, die auf Jesus vertraut, auf seinen Glauben und auf Gott und seine Liebe zu den Menschen. Aber muss ich mich taufen lassen, um dazuzugehören? Kann ich das nicht einfach so, als meine eigene, aber nicht so nach außen getragene Entscheidung?
Vielleicht gehören Sie ja zu denen, die sich mit viel Freude und Zeit in einem Kirchturmverein engagieren. Sie fühlen sich wohl, gar nicht als Außenseiter. Warum sollte ich mich taufen lassen? Nur weil andere mich drängen? Wenn ich mich taufen lasse, dann entscheide ich mich nicht nur für eine Gemeinschaft mit anderen Menschen, sondern auch für eine Gemeinschaft mit Gott. Ich bin ein Kind Gottes, sagen die einen. Andere sagen: Ich habe einen Platz am Tisch Gottes, bin eingeladen. Ich habe einen Grund in meinem Leben, auf den ich vertraue. Ein Erwachsener im Taufgespräch sagte mir: „Ich blicke ganz neu auf mein Leben, mein Leben hat eine Richtung bekommen.“
Aber was ist, wenn diese Sichtweise in den Hintergrund tritt, anderes meinen Alltag prägt? Was ist, wenn mich ganz andere Fragen beschäftigen oder wenn Zweifel den Glauben überwuchern? Und wenn ich mich taufen lassen würde, was müsste ich eigentlich wissen von diesem Glauben? Worauf lasse ich mich ein, und kann ich eine Taufe rückgängig machen?
Nein, meine Taufe behält auch bei einem Austritt aus der Kirche Bestand. Das klingt ungewöhnlich. Wir können Beziehungen lösen, bei denen wir mal versprochen haben, dass wir immer zusammenbleiben. Und hier sollte das nicht gehen – wenn ich mich verändere? Dass meine Taufe bleibt, kann aber auch eine Verheißung sein! Egal, wie weit du weggehst, egal, wie lange du wegbleibst, wann immer du wiederkommst: Dein Platz ist immer noch freigehalten für dich. Du bist willkommen!
Zum freundlichen Geleit Pfarrer Volkhart Spitzner, Putlitz
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Kommentar von Sabrina |
Der Ablauf einer Taufe ist schon recht komplex, aber hier gut beschrieben: http://www.wunschfee.com/inhalt/taufe-1/artikel/ablauf-einer-evangelischen-taufe