Wort zur Woche
von Pfarrer Norbert Merten
Sommerlust und Sommerfrust
Viele von uns werden sicher die Sommerzeit nutzen, um Ausflüge zu machen. Jemand hat mal berichtet von einem Erlebnis. Vielleicht haben Sie schon ähnliches erlebt?
„Es soll ein erholsamer Tagesausflug zur Ostsee werden. Ca. 2 Stunden Anfahrt muss man schon einplanen. Der Wecker klingelt am frühen Morgen. Der Blick aus dem Fenster verheißt nur das Beste. Die Sonne lacht. Nach einer Stunde sitzen endlich alle am Frühstückstisch. Die beiden Kinder sind maulig, weil sie so früh aufstehen mussten. Die Frau hat noch viel vorzubereiten. Es soll doch eine entspannte und erholsame Fahrt werden. Auch für den Mann gab es viel zu tun. Das Auto musste einem Check unterzogen werden; und es wurde selbstverständlich von außen und innen gereinigt. Für den Mann eher eine unangenehme Pflicht. Immer wieder hatte die Frau ihren Mann an die notwendigen Arbeiten erinnert.
Doch, das gehörte nun der Vergangenheit an. Am Abend zuvor wurde alles erledigt. Nach dem Frühstück wurden die Sachen im Auto verstaut. Dann ging´s los, wieder einmal viel später, als geplant. Zu Beginn der Fahrt wurde noch einmal durchgegangen, ob auch alles Wichtige mitgenommen wurde. Es schien nichts zu fehlen. Noch vor der Autobahn hieß es „stop and go“. An einer Baustelle wurde der Verkehr mittels einer Ampelanlage einspurig vorbeigeleitet. Dann auf der Autobahn das nächste Hindernis. Weit voraus sah man Blaulicht leuchten. 2 ½ Stunden ging es nicht voran. Die Sonne schien prächtig. Im Auto wurde es zunehmend heiß, trotz geöffneter Fenster.
Auch die Stimmung heizte sich auf. Dann wurde der Verkehr langsam an der Unfallstelle vorbeigeleitet. Zur Kaffeezeit konnte man endlich die Ostsee erblicken. Doch an Kaffee trinken war nicht zu denken. In keiner Gaststätte fand man Platz zum einkehren. Der Kiosk, der sonst immer auf hatte, war geschlossen. Niemand hatte daran gedacht, Kaffee mit zu nehmen. Gegenseitige Vorwürfe standen im Raum. Doch, man hatte ja noch Erfrischungsgetränke eingepackt, die nun aber durch die Wärme nicht mehr so erfrischend wirkten. Am Strand tummelten sich unzählige Menschen. Es brauchte eine Weile, bis ein geeignetes Plätzchen gefunden wurde. Nun sollte sich endlich im Wasser erfrischt werden.
Doch da kam die nächste Ernüchterung. Es wurden Quallen gesichtet – eklig… Sehr schnell veränderte sich auf einmal das Wetter. Es zogen Wolken auf und nach kurzer Zeit begann es kräftig zu regnen. Im Eilschritt ging es zum Auto. Durchnässt wurde die Heimreise angetreten. Immerhin verlief die Heimfahrt ohne Zwischenfälle. Der Tag verabschiedete sich mit einem wunderschönen Regenbogen und herrlichen Sonnenuntergang. Die Familie im Auto bekam davon nicht viel mit. Alle waren von den Erlebnissen des Tages total genervt. Als man endlich Zuhause eintraf, fielen alle geschafft ins Bett.“
Könnte es nicht auch anders laufen? Das Leben bringt nun mal nicht nur Schönes und Freudvolles; sondern so manches empfinden wir als unangenehm oder beschwerlich. Es kommt auf unsere Herzenseinstellung an, was wir aus den jeweiligen Situationen machen.
So kann z.B. eine Autofahrt mit Hindernissen auch zu einer Möglichkeit werden, miteinander ins Gespräch zu kommen. Manch einer ist sehr phantasievoll und es können miteinander Spiele entwickelt werden, die die lange Zeit überbrücken. Es ist sogar möglich, dass man unangenehme Situationen als bereichernd erlebt. Und dann kann man auch die Zeit nutzen, um ins Gebet zu kommen über die Dinge, die das Herz bewegt.
Überzeugt bin ich auch von der guten Wirkung einer Praxis, die meine Frau bei uns eingeführt hat: Sie arbeitet gerne mit „to-do-Zettel“. Darauf schreibt sie alle Dinge auf, wann was zu erledigen ist. Ich darf ergänzen. Dann wird abgestrichen, was erledigt werden konnte. Bei Dingen die wir nicht schaffen, müssen wir lernen, das Wichtige noch zu tun und anderes eben zu lassen. Gut, wenn wir da zu einer wohltuenden Gelassenheit finden, die Dinge wirklich anzupacken und zu ändern, die wir ändern können; und dann aber auch Dinge ruhig liegen zu lassen, die wir nicht schaffen können.
So mancher Frust würde sich auflösen und pure Lebenslust würde sich breit machen, wenn wir mit Gottes Wort leben würden, der uns z. B. zuspricht: „Kommt her zu mir alle, die ihr mühselig und beladen seid, ich will euch erquicken.“ (Matthäus 11,28)
So wünsche ich uns möglichst wenig Sommerfrust und viel Sommerlust... Ihr Pfarrer aus Rühstädt, Norbert Merten.
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