Wort zur Woche
von Pfr.i.R. Johannes Kölbel
Gott ist nicht weit
Liebe Leser! „Da ist ein himmelweiter Unterschied zwischen dem und mir“ sage ich zu meiner Verteidigung, wenn ich befürchte unangenehm verwechselt zu werden.
Viele zieht es jetzt am Wochenende in die Weite. Und der Sommerurlaub muss ganz besonders weit weg sein, damit ich möglichst weit vom Alltag entfernt bin. Auch im Alltag müssen Viele zwangsweise weite Wege bis zur Arbeit in Kauf nehmen. Aber auch: Das Gute liegt ab und an sehr nahe. Ganz in der Nähe kann ich wunderbare Entdeckungen erleben und mich wohl fühlen. Mit einem lieben Menschen ganz auf Tuchfühlung zu sein, ist spannend.
Aber auch:Ich kann eine sehr große Nähe zu einem Menschen empfinden, der tausende Kilometer von mir entfernt ist. Auch zu schon Verstorbenen, die unendlich weit weg sind, kann eine sehr große Nähe bestehen. Gott ist ganz nah zu greifen, behaupte ich. Er scheint aber auch so unerreichbar zu sein.
Am 20. August 1153 ist der Gründer des Zisterzienser-Ordens Bernhard von Clairvaux gestorben. Von ihm wird folgender Text überliefert: „Du musst nicht über die Meere reisen, musst keine Wolken durchstoßen und musst nicht die Alpen überqueren. Der Weg, der dir gezeigt wird, ist nicht weit. Du musst deinem Gott nur bis zu dir selbst entgegengehen.“
Mit meinem Sohn bin ich 120 km auf den Spuren der Zisterzienser, zwischen den beiden Klöstern Loccum und Volkenroda, gepilgert. Ganz langsam sind wir vorwärts gekommen. Das Ziel lag weit vor uns, manchmal unerreichbar, doch zwischen uns entstand eine wunderbare Nähe im Laufen, im Schweigen oder im Reden. Fremde Menschen sind uns am Wege sehr nahegekommen. Gott ist uns nahe gewesen mit seinem Schutz, mit seinem Geist und mit seiner Kraft.
Gott ist nicht weit. Er lässt sich in Dir und in mir finden. Wenn ich auf dem Weg zu mir bin, dann bin ich auf dem Weg zu ihm. Ich erfahre ihn als meinen Schöpfer, der mich nach seinem Bild geschaffen hat. Auch im Kontakt mit anderen Menschen ist er da. Mit ihm wird der Fernste mir zum Nächsten, den ich so freundlich nehmen darf wie mich selbst. Ich wünsche Ihnen interessante Gottes-und Selbsterfahrungen am Pfingstwochenende, zuhause und unterwegs.
In diesem Sinne: Gott befohlen auf allen Wegen! Ihr Pfarrer Johannes Kölbel
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