Wort zur Woche
von Pfarrer Daniel Feldmann
Die Selbstlosigkeit Gottes
Der Menschensohn ist gekommen, dass er sich dienen lasse und gebe sein Leben zur Erlösung für viele.
Mt 20,28
Der Wochenspruch für die kommende Woche spricht von der Selbstlosigkeit Gottes. Gott gibt sich in Jesus Christus hin. Wo Gottes Wesen unser Wesen bestimmt, da ereignet sich Gott. Dass wir Gott nacheifern können, dass wir ihn greifen können, ist ein Geschenk Gottes an uns. Durch Jesus Christus ist er Mensch geworden und gibt uns die Möglichkeit seinem Beispiel zu folgen, Gott nachzueifern. Das ist unsere Bestimmung, um unserer Taufe gerecht zu werden.
Wo Gott herrscht, da herrscht Licht und nicht Finsternis. Gott ist die Liebe und die Liebe findet in der Hingabe ihre größte Ausdrucksform. Das gewinnmaximierende Streben unserer Gesellschaft steht häufig in einem starken Gegensatz zur göttlichen Liebe. Denn vielfach ersetzt Geld den liebenden Gott. So wird das Geld zum goldenen Kalb, zum modernen Götzen. Kann man Gott überhaupt nachahmen? Wichtig ist dabei, so Luther, die Demut. Der Mensch soll nicht an die Stelle Gottes treten und sich selbst vergöttlichen.
Für mich ist die Nachfolge eine tastende Bewegung, die den anderen im Blick hat. Es handelt sich um ein langsames Vorarbeiten zu Gott und dem menschlichen Gegenüber. Wer immer nur an Ruhm und Ehre denkt, handelt wir die Turmbauer zu Babel. Im Gegensatz dazu, heißt „der göttlichen Liebe folgen“, nicht Macht und Einfluss über das Gegenüber zu suchen. Es geht immer wieder um eine erfüllende und ausgleichende Beziehung. Alles was die Beziehungen zu Gott, den Menschen, der gesamten Menschheit stört, gehört in den Bereich der Sünde.
Nicht umsonst sind Diktatoren im Grunde einsame Menschen. Denn ihre Macht und ihr Einfluss fußt auf Angst und Gewalt, die Beziehungen eigentlich nur stören können. Im Gegensatz dazu zeigt sich Gottes Liebe in der Selbstbeschränkung. Um zum Ziel zu gelangen, müssen nicht andere über die Klinge springen. Gottes Wesen erweist sich in der Zuwendung zum Menschen. Die Selbstlosigkeit Gottes ist wie ein Bild, das vor uns steht, dem wir nacheifern können.
Daniel Feldmann
(Pfarrer in Bad Wilsnack und amtierender Superintendent des Kirchenkreises Prignitz)
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