Wort zur Woche
von Kantor Maxim Burtsev
Estomihi, so heißt der letzte Sonntag vor der Passionszeit. Der Name stammt aus den Worten des 31. Psalms, der an diesem Sonntag gewöhnlich gesprochen oder gesungen wird: esto mihi in lapidem fortissimum et in domum munitam ut salves me. Auf Deutsch: Sei mir ein schützender Fels, eine feste Burg, die mich rettet.
Langsam nähert sich uns die wichtigste Jahreszeit für jeden Christen: Ostern. Ja, die Weihnachtszeit läßt sich viel besser vermarkten. Schöne Lieder, tolle Geschenke, hübscher Umsatz im Handel… Mit dem Leidensweg Jesu wollen sich nur Wenige beschäftigen. So scheint Ostern bei uns im Schatten der Weihnacht zu sein.
Trotzdem bleibt es heute wie früher: die Auferstehung Christi, die wir am Ostertag feiern, ist das Wichtigste im Kirchenjahr und auch das Wichtigste in der ganzen Geschichte. Alles andere, was wir im Kirchenjahr feiern, ist im Grunde nur Vorbereitung für das Osterfest, für das Fest der Rettung der Menschheit.
Was bedeutet die Zeit vor Ostern für mich als Kirchenmusiker? In nur sieben Wochen kommen Karfreitag und Ostern. Danach Pfingsten und Trinitatis. Auch die Sonntage Jubilate und Kantate darf ich nicht vergessen…
Wir musizieren in der Kirche nicht für uns selbst. Musik bleibt seit der Gründung der Kirche eine der wichtigsten Formen des Gebets. Das Gebet, daß für jeden verständlich bleibt, auch für die Menschen, die kaum Deutsch sprechen. Das Gebet, daß alle zu einem Körper vereinigt. Der Körper heißt „Christliche Gemeinde“, anders gesagt, Christliche Kirche.
Musik ist universal und für jeden Menschen zugänglich. Wer sich scheut, ein Gebet zu sprechen, der kann mit der Gemeinde zusammen das Gebet singen. Wer sich scheut, im Chor zu singen, der kann Posaune spielen. Oder die Orgel hören: zwischen Verflechtungen der Polyphonie kommt plötzlich eine bekannte Melodie hervorgehoben, wir nennen sie „Cantus Firmus“, das heißt „feste Melodie“…
Wir singen und beten zu Gott. Einfach oder kompliziert, kurz oder lang. Der Ruf „Kyrie eleison“, das heißt „Herr, erbarme dich“. Oder das Wochenlied aus dem Evangelischen Gesangbuch, für den kommende Sonntag EG 384: Lasset uns mit Jesus ziehen, seinem Vorbild folgen nach… Oder der ganze Psalm 31, der von vielen Komponisten vertont wurde: Sei mir ein schützender Fels, eine feste Burg, die mich rettet. Esto mihi in lapidem fortissimum et in domum munitam ut salves me.
Maxim Burtsev,
Kantor in Pritzwalk.
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