Wort zur Woche
von Pfarrer Christian Gogoll
Totensonntag vs. Ewigkeitssonntag
Wie sagt man eigentlich zu dem Sonntag, der der letzte im Kirchenjahr ist? Totensonntag oder Ewigkeitssonntag?
Im allgemeinen „Volksmund“ sagt man Totensonntag. In der Kirche sagt man Ewigkeitssonntag. Wo genau ist der Unterschied?
Beim Totensonntag geht der Blick zurück in die Vergangenheit. Wir denken an die Verstorbenen, an den Abschied und die Trauer. Ich finde das sehr wichtig. Abschiede und Trauer gehören zum Leben dazu, auch der Tod. Dem etwas Raum einzuräumen und darüber nachzudenken, macht klug, sagt die Bibel. Da ist etwas dran, denke ich. Es greift mir aber etwas zu kurz. Ich brauche auch den Ewigkeitssonntag. Denn hier geht es darum, nach vorne zu schauen. Was wird aus uns, wenn wir sterben? Was ist mit denen, von denen wir uns verabschieden mussten? Gibt es so etwas, wie ein Leben nach dem Tode?
Das Leben ist stärker als der Tod, so sagt es der christliche Auferstehungsglaube. Das ist eine Hoffnung, an der ich mich gerne orientieren möchte, denn ich finde darin einen wirklichen Trost.
Eine Erinnerung geht mir durch den Kopf. Bei einem meiner Gottesdienst zum Ewigkeitssonntag dachten wir an die Verstorbenen des letzten Jahres. Es war ein Ehepaar. Erst starb der Mann, ein gutes halbes Jahr später die Frau. Tragisch und traurig war das, denn beide sind nicht gerade alt geworden. Beim Verlesen der Namen zündeten wir jeweils eine Kerze an und stellten sie auf den Altar. Beide Kerzen nebeneinander, das war ein friedliches Bild. Nun sind beide bei Gott, in seiner Hand geborgen, so dachte ich. Das hat mich getröstet. Eine wohltuende Ruhe stellte sich ein.
Nach dem Gottesdienst stellten wir die Kerzen auf das Grab der beiden.
Totensonntag vs. Ewigkeitssonntag? Beides gehört für mich zusammen. Zuerst geht der Blick in die Vergangenheit, dann aber geht er in die Zukunft. Beides brauche ich, um in der Gegenwart zurecht zu kommen.
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