Wort zur Woche

von Pfarrer Christian Gogoll

Advent feiern – aber wie?

Nach vielen Monaten traf ich meine Kollegin wieder. Sie ist Pfarrerin in der Nachbarlandeskirche. „Wie ist denn Deine Weihnachtsbotschaft in diesem Jahr?“ fragte sie mich und weiter: „Gibt es in diesem Jahr überhaupt eine gute Nachricht für die Kanzel am Heiligen Abend…?“

Wir kamen ins Gespräch und diskutierten. Tatsächlich sind good news in diesen Zeiten Mangelware. Krieg in Europa, Inflation, Kostensteigerungen bei Energie und Lebensmitteln, die weitere Bedrohung und Zerstörung der Umwelt. All das sind keine guten Zukunftsaussichten.

Ich verstehe gut, dass Menschen ein flaues Gefühl im Magen spüren, wenn sie an das nächste Jahr denken. Kommt dann noch eine persönliche Krise oder ein Schicksalsschlag dazu, schwindet die Hoffnung auf ein gutes Ende vollends.

Spontan musste ich an den Weihnachtsfrieden am 24.12.1914 denken. In einigen Abschnitten der Westfront im 1. Weltkrieg kam es zum Waffenstillstand und zur Verbrüderung zwischen Briten und Deutschen. Die Soldaten aus beiden Lagern, die sich gerade noch gegenseitig beschossen hatten, sangen mit einem Male Weihnachtslieder, feierten den Heiligen Abend und machten sich sogar Geschenke. Eigentlich unglaublich, wenn es nicht tatsächlich geschehen wäre.

Ich frage mich, was die Soldaten damals dazu bewogen hat, sich über die Befehle der Machthaber hinwegzusetzen und einfach das Fest miteinander zu feiern, egal ob Freund oder Feind.

Vielleicht steckt die gute Botschaft genau hier. Die Menschlichkeit kann siegen und die Absurditäten der Welt offenlegen. Frieden kann gelingen, wenn Menschen sich gegen unmenschliche Verhältnisse durchsetzen. Denn die allermeisten Menschen wollen in Frieden miteinander leben und gut miteinander auskommen.

Wenn wir in der Adventszeit auf die Ankunft des Jesuskindes warten und wir an Weihnachten feiern, dass Gott als Mensch zu uns Menschen kommt, dann heißt das auch, dass er uns zutraut, menschlich und friedliebend zu handeln.
Dass wir das können, weiß Gott. Das ist seine Botschaft.

Liebe Lesende, in diesem Sinne wünsche ich Ihnen eine friedliche Adventszeit.

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