Wort zur Woche

von Pfarrer Andreas Deckstrom

„Alle eure Sorgen werft auf ihn; denn er sorgt für euch“ (1 Petrus 5,7).

Das hört sich doch gut an! Alle Sorgen wegwerfen, alle Ängste und Nöte verschwinden lassen. Wie schön wäre es, wenn wir das im Moment tun könnten? „Alle eure Sorgen werft auf ihn; denn er sorgt für euch.“

Das hört sich wirklich gut an! Doch wo ist die Anleitung? Wie soll das gehen?

Wenn ich Sorgen habe, dann möchten sie nur allzu oft auch gern einmal länger bleiben. Hier fällt mir der Klassiker von Jürgen von der Lippe ein: „Guten Morgen, liebe Sorgen, seid ihr auch schon alle da? Habt ihr auch so gut geschlafen? Na dann ist ja alles klar!“

Das Lied singt er mit einem Augenzwinkern, doch die Botschaft des Liedes ist zutreffend. Sorgen nimmt man mit in die Nacht, sie beeinträchtigen den Schlaf, beeinflussen meine Träume, lassen mich nicht zur Ruhe kommen. Da würde es guttun, die Sorgen wie einen Ball wegzuwerfen, weit weg!

Leichter gesagt als getan, aber dennoch vielleicht möglich? Ich erlebe immer wieder Menschen, die mich beeindrucken. Trotz widrigster Umstände suchen sie für sich nach Wegen, die Hilfe ermöglichen können. Sie behalten ihre Sorgen nicht für sich, sondern teilen diese mit. Vielleicht kennen sie die „Sorgenfresser“, bunte Kuscheltiere mit einem Reißverschluss als Mund, in den Kinder ihre aufgeschriebenen Sorgen stecken können. Ich möchte hier keine „Schleichwerbung“ machen, nicht falsch verstehen. Doch das Ansinnen, Sorgen zu artikulieren und so auch ein Stück weit loszulassen, ist richtig. Möglicherweise teilen auch andere meine Sorgen, so dass ich Offenheit und Verständnis erfahren kann. Hier ansprechbar zu sein, Orte und Zeiten für Sorgen zu schaffen, ist geboten.

In Wittenberge öffnen wir z. B. jeweils mittwochs um 18:30 Uhr unsere Kirche für Menschen. Wir halten Friedensandachten und ermöglichen so „Räume“ für Ängste, Trauer, Wut und Hoffnung. Sicher, „voll“ ist die Kirche nicht. Aber darum geht es nicht. Eine Tür wird für Menschen geöffnet, die angesichts des schrecklichen Krieges in der Ukraine, aber auch an anderen Orten der Welt, Sorgen haben und mitleiden.  Die Dankbarkeit der Ukrainerinnen für dieses Angebot stärkt uns in unserer Überzeugung, in unseren Bemühungen nicht nachzulassen. Je mehr mithelfen, umso vielfältiger kann Unterstützung geschehen. Vielen Dank an alle Helferinnen und Helfer, die an verschiedenen Orten wirken.

Auch mir persönlich tun solche Zeiten der Stille, des zur Ruhe Kommens, gut. So zünde ich im Rahmen des Friedensgebets eine Kerze an und halte Inne. Ich bringe im Stillen meine Sorgen, meine Gedanken und Gefühle vor Gott und komme zur Ruhe. Insofern erlebe ich den Wochenspruch sehr eindrücklich: „Alle eure Sorgen werft auf ihn; denn er sorgt für euch“ (1 Petrus 5,7).

Ich wünsche Ihnen solche Orte, an denen Sie „auftanken“ können. Gott segne Sie und Ihre Liebsten und schenke uns allen Mut, Trost und Freude für unser Leben!

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