Wort zur Woche

von Pfr.i.R. Johannes Kölbel

Stell dich mitten rein!

Der Schriftsteller W. Borchert, *1921+1947, schreibt mitten im 2.Weltkrieg folgende Worte: „Stell dich mitten in den Regen, glaub an seinen Tropfensegen, spinn dich in das Rauschen ein, und versuche gut zu sein.“

Gewöhnlich vermeide ich den Regen und bleib gleich zuhause. Als Kind tanzten wir nackt im Regen und in der Pfütze. Es ist ein Bild dafür, wie ich leben will: nur ein bisschen spüren und „meine Schäfchen ins Trockene bringen“ oder: Der Natur vertrauen, die trockene Erde beglückwünschen, weinenden Menschen nicht aus dem Weg gehen und Menschen helfen, die nach Dauerregen mit den Schlammmassen kämpfen.  

Meine Freundin Maria ist gestorben. Tödlich verunglückt ist sie als Radfahrerin, erfasst von einem Bus im toten Winkel. Im Krematorium haben wir sie mit den folgenden Worten von W. Borchert verabschiedet und ihren verwundeten Körper dem Feuer gegeben: „Stell dich mitten in das Feuer. Glaub an dieses Ungeheuer, in des Herzens rotem Wein, und versuche gut zu sein.“

Oft und lange saßen wir zusammen am Lagerfeuer. Maria hat sich gestellt, bei Wind und Wetter als Marktfrau, war bewegt, aber nicht riskant, hat feurig geliebt, war auf der Suche nach dem Glück und hat an das Gute geglaubt.

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