Wort zur Woche

von Pfarrerin Friederike Trapp

Gefühlt wird momentan nirgends so öffentlich gebetet wie bei der Europameisterschaft im Fußball in England.

Häufig sieht man die Zuschauer*innen mit verschränken Händen in der Großaufnahme – bittend und bettelnd um ein Tor oder gerade darum nicht. Und wie oft sehen wir die Spielerinnen wie Nicole Anyomi nach ihrem Tor im Spiel gegen Finnland: Der Blick nach oben, die Hände kurz erhoben, der schnelle Dank an Gott. Für sie ist klar, auch wenn sie den Ball gespielt hat, der ins Tor ging, ohne Gottes Hilfe wäre das vielleicht nichts geworden.

Ob Gott wirklich in Fußballspiele eingreift? Ich weiß es nicht. Aber dass man selbst in so einer Situation betet, ob Bitte, Klage oder Dank, das kann ich gut verstehen. Und ich freu mich als Zuschauerin vor dem Fernseher, wenn ich so etwas sehe. Ich bekomme das Gefühl: „Guck, die machen das auch. Ich bin nicht allein.“

Ich weiß gar nicht, welche Religion die Menschen haben, die da so begeistert ihre Hoffnungen, ihre Ängste, ihre Emotionen vor Gott bringen. Diese kleinen, schnellen Dank- und Bittgesten und -Gebete, die berühren mich. Ich kenne das von mir selbst. Wenn ich etwas ganz besonders gut machen will, dann versichere ich mich auch schnell dem göttlichen Beistand.

Und immer, wenn ich irgendwo ein Martinshorn höre, weiß, dass ein Einsatzfahrzeug auf dem Weg ist, Menschen zu retten, halte ich kurz inne und spreche ein leises Fürbittgebet. „Bitte, Gott, hilf Du.“ Ich weiß gar nicht, warum das Fahrzeug ausrückt. Weiß nicht, was die Menschen brauchen. Dennoch kann ich dieses kleine Gebet nicht sein lassen.

Warum eigentlich? Vielleicht weil ich mir wünschen würde, dass jemand für mich betet, wenn ich in einer Situation wäre, in der ich ein Martinshorn „brauche“. Gebete verbinden uns. Mit den Menschen, mit und für die wir beten und mit Gott. Wie Gott eingreift und ob wir das dann auch erkennen können, das ist oft schwierig zu beantworten. Nicht jedes erbetene Tor fällt auch und ob die Deutschen gewinnen, kann auch ich nicht herbeibeten. Aber ich freu mich auf die nächsten Spiele und die kleinen zu entdeckenden Gesten der Gebete.

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