Wort zur Woche
von Pfr. Alexander Bothe
„Rogate“ ist kein Malzgetränk aus Roggen, sondern der lateinische Name eines Sonntags. Die Sonntage nach Ostern tragen in der evangelischen Kirche Namen, die Aufforderungen gleichkommen:
„Kantate“ (Singt!) lautete der Name des vergangenen Sonntags, wie vor einer Woche an dieser Stelle beschrieben wurde. „Rogate“ (Betet!) heißt der morgige Sonntag. Singen und Beten gehören zu dem, was Menschsein ausmacht.
Über das Beten in der Zeitung zu lesen, ist ungewöhnlich. Darüber spricht man kaum öffentlich. Das ist doch etwas ganz Persönliches, geradezu Intimes. Von vielen Gesprächen und Besuchen aber weiß ich, wie wichtig für viele Menschen das Beten ist – auch wenn sie sonst nicht viel darüber reden. Sie erzählen mir, wie gut es ihnen tut, jeden Morgen oder Abend ein Dankgebet zu sprechen. Jeden Tag beten sie für ihre Lieben und nehmen sie aufs Herz. Manchmal erfüllen Schmerz und Trauer das Herz. Auch darum kann es beim Beten gehen. Immer schon haben auch Klage, Schmerz und Wut Ausdruck im Gebet gefunden, ob bei den biblischen Klagepsalmen oder bei ganz persönlichen Klageschreien des Herzens oder öffentlichen Trauerfeiern.
Jesus wurde von seinen Jüngern gebeten: „Lehre uns beten!“ Als Antwort gab er ihnen das „Vaterunser“. Ziemlich zu Beginn heißt es in diesem Gebet: „Dein Wille geschehe“. Manchmal hilft Beten, anzunehmen was kommt und Frieden zu finden – auch wenn es schwer ist.
So persönlich und intim das Beten ist, so ist doch auch gemeinsames Beten hilfreich. Man muss dann nicht immer eigene Worte finden. In der Wusterhausener Kirche wird jeder Tag um 8 Uhr mit einem gemeinsamen Morgengebet begonnen. An vielen Orten kommen Menschen zu Friedensgebeten zusammen. Ich freue mich jeden Sonntag auf den Gottesdienst, um mit anderen das zusammen zu tun, was uns Menschen als besonderes Privileg gegeben ist: Singen und Beten. Auch morgen, am Sonntag „Rogate“.
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