Wort zur Woche
von Pfrn. Petra Leukert
„Das würde mich auch einmal reizen: Ganz alleine unterwegs und sehen, was das mit einem macht.“ Das sagt der Herr am Nebentisch, hier im Café. Er unterhält sich mit einem Kollegen über „Ich bin dann mal weg“, den Film über Hape Kerkelings Pilgerreise auf dem Jakobsweg.
Seufzend denke ich an die übervolle Arbeitswoche, die vor mir liegt. Ein Termin jagt den anderen, alles erfordert Aufmerksamkeit. Und die Familie gibt es ja auch noch.
Ich blicke aus dem Fenster. Draußen ist schönstes Maiwetter. Die Sonne lacht, es ist aber noch nicht zu heiß. Frühling eben - und Reisewetter.
Wie schön wäre das: losgehen und Zeit haben für eigene Gedanken, zur Ruhe kommen oder etwas tun, was mir Freude macht, ohne dass gleich wieder jemand kommt und etwas will. Einfach „mal weg“ sein. Alles zurücklassen. Nicht, um zwei Wochen All-inklusive nach Malle zu fliegen oder in die Karibik. Es geht da um zwei bis drei Monate Wandern, mit Rucksack und möglichst leichtem Gepäck. Ja, das würde mich auch reizen.
Der Reisebericht von Hape Kerkeling macht Lust auf Pilgern. Menschen gehen wieder auf Pilgerschaft, aus verschiedenen Gründen. Da geht es um die Begegnung mit Gott, aber auch um Erfahrungen mit sich selbst. Wer bin ich eigentlich? Wohin bin ich unterwegs in meinem Leben?
Die Beschäftigung mit diesen Fragen braucht vor allem eines: Zeit. Hätte man doch nur ein paar Wochen einfach so zur Verfügung! Leider geht das nicht so ohne weiteres. Zu viele Pflichten, zu viel Verantwortung hier. So einfach kann man sich nicht herauslösen aus allem.
Doch vielleicht gelingt es ab und zu, sich Oasen zu schaffen zum Luft holen, zum Nachdenken, zur Beschäftigung mit dem eigenen Leben. Da genügt manchmal schon ein freier Nachmittag oder ein Wochenende Auszeit, um „mal weg“ zu sein. Oder ein Stündchen im Café, ein Spaziergang im Wald - zum Luftholen, zum Seele-baumeln-lassen.
Übrigens: Wer doch einmal auf einem Pilgerweg gehen möchte: ein Stück Jakobsweg gibt es auch in Brandenburg - er führt u.a. durch Kyritz, nach Bad Wilsnack, zur Wunderblutkirche, und weiter nach Havelberg.
Ich denke, ich bin dann bald auch mal weg.
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