Wort zur Woche
von Pfarrer Daniel Feldmann
Dass ihr mir niemanden abweist
Liebe Leserinnen und Leser,
vor einigen Tagen wurde der Fernsehfilm: „Honecker und der Pastor“ im deutschen Fernsehen ausgestrahlt. Dieser Film beleuchtet eine unglaubliche Geschichte, die sich vor mehr als 30 Jahren im kleinen Lobetal zugetragen hat.
Dieser Ort geht auf eine Gründung Friedrich von Bodelschwinghs zurück. Am 28.03.1905 wurde der Verein Hoffnungstal gegründet. Das Ziel dieser Gründung war die Unterbringung von obdachlosen Menschen aus dem nahen Berlin. Sie sollten hier Leben, Arbeiten und natürlich auch eine geistliche Gemeinschaft erfahren können.
Dieses Konzept wurde im Laufe der Zeit immer mehr ausgedehnt und so kamen in den Jahren auch andere Hilfebereiche dazu. Die Geschichte des Films erzählt eine intensive Begegnung zwischen dem Pfarrer und Leiter der Hoffnungstaler Anstalten Uwe Holmer und dem gerade abgesetzten Staatsratsvorsitzenden Erich Honecker und seiner Frau, der früheren Bildungsministerin Margot Honecker.
Inmitten der Umbruchsituation in den Jahren 1989 und 1990 verlieren die Honeckers ihre Bleibe und finden schließlich bei den Hollmers im Pfarrhaus in Lobetal eine vorübergehende Unterkunft. Dieser Schritt wird in der Familie Uwe Hollmers und in kirchlichen Kreisen durchaus kritisiert. Schließlich hatten Christen und Andersdenkende unter den Repressalien des DDR-Systems zu leiden.
Das Unverständnis über diese Aufnahme des Diktators und seiner Frau entlädt sich in lautstarken Protesten vor dem Pfarrhaus. Den Kritikern im kirchlichen Bereich hält Holmer den Satz Bodelschwinghs entgegen: „Dass ihr mir niemanden abweist“. Vielfach geht es auch um Fragen der Schuld und Vergebung. Dabei stehen sich die Hollmers und Honeckers konträr gegenüber.
Für die einen ist Vergebung wichtig, um ein normales Leben führen zu können. Für die Anderen kommen Vokabeln wie schuldig sein oder sich entschuldigen gar nicht vor. Besonders bedrückend war in diesem Zusammenhang die Bitterkeit der Opfer, die sich eine Entschuldigung oder Reue der damaligen Staatsführung gewünscht hätten. Hier wird deutlich, dass Angst- und Gewalterfahrungen Menschen in ihren Grundfesten erschüttern können.
Diese Tatsache sollte uns auch in der derzeitigen politischen Situation zu denken geben.
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