Wort zur Woche

von Pfarrer Norbert Merten

Wie gehen wir mit unseren Ängsten um?

„Schon wieder so ein Wort!“ So seufzte ich, als ich die heutige Tageslosung zum ersten Mal las. Es geht wieder um Angst und Furcht! Und davon erleben wir ja alle reichlich in dieser Welt. Im Psalm 27,1 heißt es da: „...vor wem sollte ich mich fürchten?“

Ja, diese Angst kriecht uns Menschen immer wieder an beim Unwetter oder im Dunkeln. Und dann fürchten wir uns, dem ständigen Erfolgsdruck nicht standhalten zu können – ob wir von anderen bedrückt werden oder uns selber drücken. Wir wissen darum, dass das Unglück lauert, wie zerbrechlich ist unser Leben, unsere Gesundheit, unser Lebensraum. Es kann schon in die Verzweiflung führen, wo wir Menschen uns doch nach Frieden sehnen und merken, wie gefährdet er ist.

Viele bekommen Angst, wenn sie an die Macht des Geldes und der Wirtschaft denken, wo einige Wenige Vorteile genießen - aber Viele immer mehr verlieren. Und da sind die vielen kleinen Ängste, die uns nicht zur Ruhe kommen lassen: Angst um liebe Menschen, um ihr Ergehen, um ihren Werdegang. Haben sie nicht auch manchmal den Eindruck, dass unser Reden und Handeln wirkungslos verpufft, dass es nicht mehr als ein Haschen nach Wind ist. Nett und gut gemeint, aber letztlich ohne Bedeutung.

Und wir spüren, wie klein wir sind; wie wenig wir ausrichten können. Gut, dagegen zu hören, dass der Psalm 27 nicht mit der Furcht, sondern mit Gott beginnt: „Der Herr ist mein Licht und mein Heil, vor wem sollte ich mich fürchten?“ Dieser Herr ist für den Psalmbeter keine unfassbare Größe, sondern „mein Licht und mein Heil“. Das ist ein starkes Bild. Der Beter kennt ja das Dunkle und Unheilvolle gut.

Die Feinde des Psalmbeters haben ein Gesicht. Seine Furcht hat Namen. Er könnte sie als sein Schicksal bezeichnen, denen er machtlos ausgeliefert ist. Stattdessen beginnt er: „Der Herr ist mein Licht und mein Heil.“ Das ist seine Hoffnung, sein Halt. Das kommt zuerst. Der Beter zerrt seine Furcht vor den Feinden in dieses Licht. Immer wieder. Ins Licht, das Gott ist. Und das dürfen wir mit unserer Furcht auch tun.

Und wie der Psalmbeter dürfen wir glauben, dass das Heil, das Gott uns schenken will, dieser Furcht letztlich keinen Platz lässt. Welche Ängste sich auch auftun: „Der Herr ist mein Licht und mein Heil“. Auch wir können erleben: Mit Gott bekommen wir unsere Ängste unter die Füße. So verlieren wir auch die Angst voreinander. Und dann kommt es dazu, dass wir Menschen entdecken, wie segensreich es ist, dass wir zueinander gestellt sind.

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