Wort zur Woche

von Pfr. Volkhart Spitzner

Das Jahr 2022 ist nun schon ein Monat Geschichte. Der Januar kam trübe, kalt und nass daher. Wir erleben das erste Februarwochenende. Die Tage werden merklich länger und die Sonnenstrahlen suchen sich immer öfter einen Weg durch die Wolkendecken. Vor Kurzem waren noch unsere Ortschaften wie verwaist. Nun treffe ich wieder Bewohner, die mit mir gemeinsam die Reize und die Schönheit unserer Prignitz erleben wollen.

Es ist nicht alles grau und trist, auch wenn es uns das erlebte Tagesgeschehen einreden möchte. Unter dem Grün der Nadelbäume lugen die ersten Schneeglöckchen hervor. Ich schaue immer wieder fasziniert in unseren Pfarrgarten, wenn die Nachtfröste am Morgen Eiskristalle an den Bäumen zum leuchten bringen. In dieser kalten Jahreszeit legen sich bei den Tannenzapfen die Schuppen ganz eng an die Zapfen. Das geschieht, um die Nässe nicht eindringen und die Kälte draußen zu lassen. Selbst die Eichhörnchen haben es schwer, die Tannenzapfen zu knacken. Sie müssen unten am Stamm anfangen und sich dann Schuppe für Schuppe vorarbeiten, um schließlich an den Samen zu kommen. Öffnen werden sich die Tannenzapfen erst, wenn es warm und trocken ist. Das passiert entweder im Haus als Tischschmuck oder im Frühling, wenn es wärmer wird. Dann können die Samen – sozusagen die Lebensversicherung der Bäume – sich verbreiten und neue Früchte bringen.

Prinzipiell kenne ich das auch von mir selbst. Ich ziehe mich zurück, mache dicht, wenn unangenehme Probleme und Gespräche mich erwarten. Mit anderen Worten: Wenn es kalt ist um mich herum und in mir drin. Einerseits ist das eine ganz normale Reaktion und ein Selbstschutz, oft genug notwendig für das eigene Wohl. Aber besonders glückliche Momente sind das nicht in meinem Leben. Und es ist wie bei den Tannenzapfen: Früchte kann man so nicht hervorbringen. Ich möchte meine Angst überwinden, dazu muss ich mich aber öffnen.

Ich schaue noch einmal auf meinen Kalender. Da lese ich: „5.Februar anno domini 2022“ . Wir leben im Jahr und Monat des HERRN. Gott ist mit seiner fürsorgenden Liebe schon da. Nicht wir machen einen neuen Anfang. Wir sind zwischen dem Zauber der Natur und den Ängsten um Corona, Krankheiten und Verordnungen hin und hergerissen. Gott gibt mir das, was ich gerade brauche in meinen Ängsten und meiner Freude oft durch Menschen, die mir nahe sind. Viele schenken mir ein Gefühl von Wärme und Geborgenheit.

Dafür möchte ich Danke sagen. Eigentlich ist ein jeder von uns ein Samenkorn – sozusagen eine Lebensversicherung – dass auch die kommenden Tage Früchte tragen.

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