Wort zur Woche
von Pfarrerin Friederike Trapp
Den Seinen gibt`s der Herr im Schlaf – sag den Satz mal zu Eltern nach einer durchwachten Nacht mit Hunger, Durst, Albtraum, Windelwechseln und ständigem Wachwerden aller Beteiligen. Wegducken ist auf jeden Fall clever, denn bestimmt bekommt man als Antwort etwas an den Kopf geworfen – zu Recht!
Den Seinen gibt`s der Herr im Schlaf. Ein gemeiner Satz, wenn die letzte Nacht mies war. Dafür bedarf es oft nicht mal einer externen Störung, es hält einen auch der eigene Kopf wach: Probleme, Sorgen, längst Vergessenes, lang Verdrängtes, alles Mögliche kommt nachts hoch und quält uns. Zumindest bei mir kommt nach so einer Nacht dann die Frage auf: Warum gibt`s der Herr mir denn nicht im Schlaf?
Das Sprichwort entstammt dem 127. Psalm: Wenn der Herr nicht das Haus baut, so arbeiten umsonst, die daran bauen. Wenn der Herr nicht die Stadt behütet, so wacht der Wächter umsonst. Es ist umsonst, dass ihr früh aufsteht und hernach lange sitzet und esset euer Brot mit Sorgen; denn seinen Freunden gibt er es im Schlaf.
Na toll, auch der Anfang des Psalms macht es nicht besser: Wenn alles umsonst ist, wenn sich weder Bemühen noch frühes Aufstehen lohnt, warum dann überhaupt noch was machen? Stopp, da habe ich vor lauter Schlafmangel etwas Wichtiges fast übersehen. So schwarz malt der Psalm es nicht.
Umsonst ist all mein Tun nämlich nur, wenn Gott seinen Segen nicht dazu gibt. Wenn Gott mitbaut an meinen Plänen, dann wird es was werden. Der Psalm entlastet mich: Es liegt nicht allein an mir und meinem Können, ob was klappt. Gott ist da als mein Freund, auch wenn meine Nächte manchmal schrecklich sind und ich nicht weiß, ob ein Projekt gelingt.
Denn, dass Gott uns etwas im Schlaf gibt, heißt nur, dass wir es nicht gleich merken, so wie wir auch oft gar nicht merken, dass wir doch ein bisschen geschlafen haben. Gottes Segen sehe ich häufig erst im Später, nicht im Jetzt. Das wünsche ich mir anders, aber Gott erfüllt leider nicht all meine Wünsch, aber seine Verheißungen. Und zu denen gehört, dass Gott da ist, bei mir, egal, wie schlecht die Nacht war.
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