Wort zur Woche

von Pfr. Peter Radziwill

Neues ausprobieren

Ich koche gern, auch gerne etwas, das ich noch nie gekocht habe. Manchmal entdecke ich so ein neues leckeres Gericht. Manchmal sage ich mir auch: Das musst du nicht noch einmal kochen. Nach und nach hat sich auf diese Weise meine Küche verändert. Am liebsten koche ich mediterran oder asiatisch.

Meine Mutter sagt angesichts solch neumodischer Gerichte: „Kannst du nicht mal richtig kochen?“ Wie es richtig geht, steht in dem Buch „1000 Kochvorschriften“ (1937) für die „deutschen Mädchen und Frauen, die Familie, Volk und Vaterland dienen“. In der Bibel reichen 10 Gebote, aber wenn die Frau zum Kochlöffel griff, brauchte es 1000 Vorschriften.

Ein Glück, dass es für mich als Mann all diese Vorschriften nicht gibt und ich in einer anderen Zeit lebe. So kann ich nach Herzenslust unvorschriftsmäßig kochen wie es mir schmeckt. Manchmal findet dann sogar meine Mutter: „Gar nicht so schlecht.“

Beim Kochen ist es wie im Leben. Auch hier probiere ich gerne etwas Neues, fahre im Urlaub an Orte, an denen ich noch nie war. Manchmal kehre ich dann später an so einen Ort zurück, manchmal sage ich mir aber auch: Dorthin musst du nicht noch einmal fahren. Nach und nach habe ich so ein klein wenig unserer Welt kennengelernt.

Vor allem aber habe ich gelernt, etwas Neues auszuprobieren, bereichert mein Leben. Schon der biblische Apostel Paulus wusste: „Prüft aber alles und das Gute behaltet.“ Alles werde ich nicht prüfen können, aber das Gute behalten, das mir beim Kochen oder Reisen oder überhaupt im Leben begegnet, das möchte ich.

Menschen, die meinen: „Früher war alles besser“, sind mir suspekt. Ich möchte nicht zum „Früher“ zurück und auch nicht die meisten Menschen, denen ich begegne. Niemand möchte ich die Zeit vor dem Mauerfall oder vor dem Kriegsende oder in die ärmlichen Verhältnisse vergangener Jahrhunderte zurück. Niemand möchte all das Gute der modernen Zeit missen. Karl Valentin hat einst gesagt: „Die Zukunft war früher auch besser.“ Recht hat er, und in dieser Zukunft lebe ich jetzt.

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