Wort zur Woche

von Pfarrer Andreas Deckstrom

Am nächsten Mittwoch, am sog. Aschermittwoch, beginnt sie wieder: die sog. Passionszeit. In den rund sieben Wochen vor Ostern erinnern sich wieder viele Christinnen und Christen an die „Passion“, die Leidensgeschichte Jesu. Jesus wird verraten, verurteilt und am Kreuz hingerichtet.

Die Passionszeit ist zugleich Fastenzeit, die bewusst als Zeit der Besinnung und Enthaltung, z. B. von bestimmten Speisen oder Getränken, genutzt wird. Die Passionszeit kann folglich eine Zeit sein, die uns aufzeigt, wie wir unser Leben verantwortungsvoll gestalten können.

Verantwortung zu übernehmen, für sich und andere Menschen, ist stets wichtig, nicht nur in der Passionszeit. Mir sind die Worte von Charlotte Knobloch, Präsidentin der Israelitischen Kultusgemeinde München und Oberbayern, präsent, die sie am Holocaust-Gedenktag, am 27. Januar 2021, gesprochen hat. Im Rahmen der Gedenkstunde des Deutschen Bundestages für die Opfer des Nationalsozialismus sagte sie u. a. folgenden eindringlichen Satz: „Passen Sie auf auf unser Land.“.

Unsere gemeinsame Verantwortung ist und bleibt es, Hass und Gewalt deutlich zu widersprechen. Wir dürfen nicht zulassen, dass einzelne Menschen oder Menschengruppen bedroht und verfolgt werden. Aufgrund der gegenwärtigen Umstände durch „Corona“ ist die Gefahr akut, dass sich Vorurteile verstärken und weiter ausbreiten. Ängste, Unzufriedenheit, Abgrenzung und Verschwörungsdenken können ein gefährliches „Gemisch“ bilden, dass unser Land und ihre Menschen bedroht. Die Aggressivität nimmt zu, die Hemmschwelle für „Grenzüberschreitungen“ sinkt bedenklich. Eine Rechtfertigung für „Grenzüberschreitungen“ darf es jedoch nicht geben.

Es gibt vielfach berechtigte Sorgen und Nöte in der gegenwärtigen Zeit. Geschäfte und soziale Einrichtungen sind geschlossen, Einkünfte fehlen, Existenzen sind bedroht und vieles mehr. Schnelle wirtschaftliche und finanzielle Unterstützung ist folglich dringend geboten. Zugleich darf der zwischenmenschliche Kontakt, die soziale Beziehung nicht als weniger wichtig erachtet werden. Verantwortliches Handeln wird auch im Wahrnehmen und Zuhören konkret. In Begegnungen und Gesprächen kann so z. B. Belastendes ausgesprochen und geteilt werden. Einem Missbrauch von Sorgen und Nöten durch radikale Kräfte können wir entgegenwirken, indem wir ansprechbar sind und die Menschen in ihrer jeweiligen persönlichen Situation ernst nehmen. Zugleich gilt, dass es „Grenzüberschreitungen“ nicht geben darf.

Verantwortung zu übernehmen, für sich und andere Menschen, ist stets wichtig, nicht nur in der Passionszeit. Wir können die kommende Zeit als Passionszeit dafür nutzen, um achtsam zu bleiben und neu zu werden, für uns und andere Menschen. Passen wir gemeinsam auf auf unser Land!

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