Wort zur Woche

Wir müssen Weihnachten retten.

Wir müssen die Regeln einhalten, dass wir Weihnachten in der Familie zusammenkommen können. Wir müssen jetzt durchhalten, damit das Fest so wie immer werden kann. Wir wollen die Hoffnung nicht aufgeben, dass es wenigstens ein bisschen so wie immer sein kann. Ja, vielleicht können wir den Konsum retten, da sogar der Wirtschaftsminister das Einkaufen als „patriotischen Pflicht“ bezeichnet. Vielleicht gelingt es, das Familienfest mit Christvesper, glänzenden Kinderaugen und Lichterglanz und Festessen zu retten.

Können wir Weihnachten retten? Wenn es uns gelingt, auf diese Weise Weihnachten zu retten, dann retten wir nur uns selbst. Das kann gelingen, weil wir in einer reichen, funktionierenden, demokratischen Gesellschaft leben. Dann erreichen wir vielleicht, dass die Zahl der Infizierten kleiner und die der freien Intensivbetten wieder größer wird.

Aber das ist nicht die Botschaft von Weihnachten. Die Botschaft von Weihnachten heißt: „Christ der Retter ist da“. Aber Gott startet seine Rettungsaktion nicht für die Menschen, die so privilegiert sind, dass sie sich ganz gut selbst retten können. Gott möchte alle Menschen retten. Das Weihnachtsfest beginnt dort, wo wir nicht hinschauen, wenn wir an die noch zu besorgenden Geschenke, die uns so wichtigen Traditionen und den Festtagsbraten denken.

Weihnachten beginnt bei den Menschen, die sich nicht selbst helfen können. Es beginnt bei denen, die ohnmächtig sind durch Armut, Krieg und Angst. Auch wenn es uns gelingt, durch Vernunft, das Einhalten der Regeln oder durch eine Impfung Corona wieder zurückzudrängen, bleiben diese Nöte: Hunger, Krieg, Ungerechtigkeit, Klimawandel. Diese Herausforderungen für uns alle werden bleiben und wenn wir nicht nur unsere eigenen Bedürfnisse in den Blick nehmen, dann kann vielleicht viel mehr Weihnachten werden, als wir es jetzt erwarten.

Weihnachten braucht keine Retter. Weihnachten braucht Menschen, die an das Wunder in dieser Nacht glauben, dass Gott zu allen Menschen gekommen ist und niemanden abschiebt oder draußen lässt.