Wort zur Woche

von Pfarrer Christian Gogoll

Nichts ist für immer…

Als ich in diesen Tagen vom Religionsunterricht nach Hause fuhr, hörte ich im Radio, wie die Moderatorin von ihrer Hochzeit erzählte. Das war sehr persönlich. Sie hatte erst vor kurzer Zeit geheiratet. Sie berichtete von der Hochzeitsfahrt zur Nordsee. Auf der Hinfahrt, als sie gerade auf der Küstenstraße die stürmische See erblickte, hörte sie im Radio den Song „Nichts ist für immer“ von Bosse. Das sei einer der glücklichsten Momente in dieser Zeit gewesen, so die junge Frau.

Natürlich wurde dieser Titel gleich im Anschluss gespielt. Ich hörte Zeilen wie: „Auch das Beste geht vorbei.“ und „Alles hat seine Zeit.“ Und im Refrain höre ich mehrmals, dass ich tanzen soll, als wäre es der letzte Tanz und dass ich küssen soll, als wäre es der letzte Kuss. Ich war erstaunt. Macht ein junges Paar nicht Pläne für die Zukunft und wünscht sich, dass das Glück nie vergehen sollte, anstatt über den letzten Tanz und den letzten Kuss nachzudenken? Das soll das Glück sein?

Meine Strecke, die ich regelmäßig fahre, ist keine Kurzstrecke. So hatte ich noch ein paar Minuten, um über das eben Gehörte nachzudenken. Ich schaltete den Sender ab.

Das Kirchenjahr geht zu Ende. Bald ist der Ewigkeitssonntag, auch Totensonntag genannt. In dieser Zeit denken wir über die letzten Dinge nach und über die Zeit, die nach dem Tod kommt. Der Blick geht zurück in die Vergangenheit und irgendwie ist es auch eine bittere Zeit. Denn die Erkenntnis „…nichts ist für immer…“ tritt besonders deutlich zutage. Dieses beklemmende Gefühlt schwang auch mit, als die Freunde von Jesus nach dem Weltende und dem neuen Reich Gottes fragten. Wann kommt es und wann ist endlich die glückliche Zeit da. Und Jesus antwortete klug. Das Reich Gottes kommt, es ist aber auch schon angebrochen, hier und da blitzt es auf. Wartet nicht auf bessere Zeiten, sondern sucht es in jedem Augenblick.

Die junge Moderatorin ist eine kluge Frau. Wenn sie diesem Moment als eine glückliche Zeit erlebte, hat sie möglicherweise erkannt, dass es wohl genau darauf ankommt. Nicht zu warten und zu hoffen, dass, wenn ich nur dies und das geschaffen habe, sich das Glück von selbst einstellt. Besser ist es, das zu tun, was mir wichtig ist. Und damit nicht zu lange zu warten. Besser ist es, mir klar zu werden, welche Menschen mir wirklich wichtig sind. Und es diesen auch zu zeigen. Besser ist es, das zu tun, was mir guttut.

Das können tiefe Momente voller Leben sein, glückliche Zeiten, Lebenszeit, voller Glauben, Hoffnung und Liebe. „Also tanz, als wär’s der letzte Tanz, … küss, als wär’s der letzte Kuss…“. Ich denke, vielleicht war dieser Moment bei meiner Autofahrt auch so ein glücklicher Augenblick. Ich sollte etwas daraus machen.

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