Wort zur Woche

Gerade haben wir es groß gefeiert: „Wir Miteinander“, dreißig Jahre in einem geeinten Deutschland. Das hat auch mein Leben auf eine neue Bahn gebracht. Als ehemalige Rheinländerin bin ich vor 17 Jahren in die Prignitz gezogen. Angelockt hat mich das Kloster Heiligengrabe mit seinem zeitgemäßen christlichen Leben. Geblieben bin ich dank der Menschen, denen ich hier begegnet bin. Schon lange leben wir in Heiligengrabe als Gemeinschaft von Menschen aus dem Osten und dem Westen, sind uns vertraut in vielen Gemeinsamkeiten wie in den Unterschieden unserer Lebensgeschichten. Dass ich die Wende und das Zusammenwachsen erlebt habe, macht mich sehr dankbar.

Danke sage ich, weil ich den Jubel über den Mauerfall miterlebt habe und die Freude über die endlich gewonnene Reisefreiheit. Danke, dass ich die Freudentränen der Menschen sehen durfte, die nach Jahrzehnten der Trennung Familienangehörige und Freunde treffen konnten. Danke, dass es für unser Kloster in Heiligengrabe einen neuen Anfang in Freiheit gab.

Danke sage ich den Menschen, die mir mit Neugierde begegnet sind und mein Interesse an ihnen mit ganz persönlichen Geschichten belohnt haben. Sie haben mir die Augen geöffnet für die unterschiedlichen Lebens- und Arbeitswelten vor und die Brüche nach der Wende.

Danke sage ich auch zu Dir, guter Gott, dass Du mir den Weg nach Heiligengrabe gewiesen hast. Danke für die Menschen aus dem Osten und dem Westen, mit denen ich zusammen lebe, bete und arbeite. “Wir Miteinander“ ist uns längst selbstverständlich geworden. Uns verbindet das gemeinsame Ziel, das Kloster als weltoffenen, gastlichen Ort zu erhalten, aber auch als geistlichen Ort des Rückzugs und des Gebets.

Und besonders danke ich Dir, guter Gott, dass ich Zeitzeugin einer friedlichen Revolution sein durfte. „Dein Wort ist meines Fußes Leuchte und ein Licht auf meinem Wege“, sagt Psalm 119. Du hast den Menschen einen friedlichen Weg gewiesen. Sie haben gezeigt, wie stark die Welt ohne Waffengewalt verändert werden kann. Lass es uns Vorbild bleiben.