Wort zur Woche

von Pfr. Peter Radziwill

Moria

Moria. Das ist der uralte Name für einen Ort im biblischen Israel. „Der Ort, an dem man erkennen kann.“ So könnte man Moria übersetzen.

Moria. Dorthin wird der biblische Urvater Abraham geschickt, um seinen Sohn zu opfern. Aber als er dort ist, lässt Gott  nicht zu, dass der Vater seinen Sohn tötet. So erzählt diese alte Geschichte: Es gibt niemals einen Grund dafür, dass Menschen andere Menschen opfern.

Moria ist heute einer der Orte, wohin Frauen und Männer, Kinder und Jugendliche gebracht werden, die aus ihrer Heimat geflohen sind, geflohen vor Krieg und Verfolgung, vor Hunger und Armut. Schutz und Hilfe erwarten sie dort. Sie finden sich jedoch in einem Lager wieder, in dem es an fast allem fehlt und wo sie monatelang eingesperrt sind, ohne das ihre Asylanträge bearbeitet werden. So erzählt diese Geschichte unserer Tage, wie die Länder Europas seit Jahren streiten und die Geflüchteten zum Opfern dieses Streits werden.

Moria, das ist heute der Ort, an dem man sehen kann, wie Menschen zu Opfern politischen Kalküls und menschlicher Hartherzigkeit, von Dummheit und Egoismus werden. Das macht mich hilflos, aber ich sehe auch, was möglich ist.

  • Den politisch Verantwortlichen kann ich deutlich machen, dass ihre Politik darauf gerichtet sein soll, Geflüchteten zu helfen. Dass jetzt 1.553 Menschen aufgenommen werden sollen, ist ein erster Erfolg des politischen Drucks.
  • Der schlimmen Hetze, aber auch der moderat vorgetragenen Meinung, dass wir nicht helfen können, kann ich meine Meinung entgegenhalten und versuchen, ins Gespräch zu kommen: „Wir schaffen dass.“ Nicht nur 2015 sondern auch heute.
  • Den Hilfsorganisation, die in den Lagern humanitäre Hilfe leisten, kann ich mit meiner Spende helfen.

So viel kann ich tun, wenn ich die Bilder aus Moria sehe.

In der Bibel wird Moria in der späteren Überlieferung zum Tempelberg in Jerusalem, zum Ort, wo Gott wohnt, der Gott, der jedes Opfer ablehnt. In unserer Zeit - so hoffe ich - wird Moria zum Ort, an dem Europa lernt: Man opfert keinen Menschen auf dem Altar der eigenen Interessen. Man lässt niemanden zurück.

#LeaveNoOneBehind

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