Wort zur Woche

von Pfarrerin Friederike Trapp

Himmelfahrt! Nein: Vatertag! Oder doch lieber Herrentag?

Egal, wie wir es nennen: es ist ein schöner Tag. Ich freue mich. Über den freien Tag. Über die Himmelfahrt. Über den Herrentag. Über den Vatertag.

„Vatertag“ ist für Christen doppeldeutig. Das ist mehr als ein freier Tag für die Väter. Wir feiern sinnfällig Christi Himmelfahrt. Aufgefahren in den Himmel ist Christus, so steht es in der Bibel. Dort sitzt er, der Sohn, zur Rechten des Vaters. Vater und Sohn Seite an Seite vereint. Ein himmlischer Vatertag also, quasi Vater- und Sohntag.

Über Feiertage und damit auch über Vater- und Muttertag lässt sich trefflich streiten. Meine Frau und ich sind da keine Ausnahme: Sie liebt es zu Vater- und Muttertag den Eltern Geschenke zu machen und möchte am liebsten die Tage auch mit ihnen verbringen. Ich mag es nicht, mir vorschreiben zu lassen, wann ich meinen Eltern für ihre Elternschaft zu danken habe. Nichtsdestotrotz verbindet uns beide in dieser Zeit die Sehnsucht unsere Eltern wieder um uns zu haben – ganz unabhängig von Fest- und Feiertagen.

Sehnsucht – ein Wort, dass aktuell oft genutzt wird. Wir sehen uns nach einander, Nähe und Berührung, aber auch nach Ruhe und Distanz, nach Normalität. Man weiß oft erst, was man aneinander hat, wenn man plötzlich unfreiwillig getrennt wird. Diese Sehnsucht haben auch die Jünger bestimmt gespürt, als plötzlich Christus weg war und sie lernen mussten, mit dem neuen Abstand zu ihm klar zu kommen. Sie blieben zurück, weil Christus wieder dahin ging, woher er kam: zum Vater. Weg vom einen, hin zum anderen und dennoch in Kontakt – bis heute, eine Herausforderung. Nähe und Distanz – das sind oft zwei Seiten einer Münze. Auch das spüren wir gerade jetzt mit dem Gebot des Abstandhaltens. Viele freuen sich, dass man endlich wieder andere Leute trifft, endlich wieder Kontakt entsteht, einige, besonders oft Eltern von kleineren Kindern, sind froh, nach 10 Wochen mal wieder fünf Minuten für sich zu haben. Auch wenn Vatertag kein Wunschkonzert ist, wünsche ich mir für uns, dass sich die Sehnsüchte bald erfüllen, nach Distanz, nach Nähe, nach Normalität und nach Gott.

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