Wort zur Woche

von Pfr. Alexander Bothe

Der Mensch denkt, Gott lenkt?

Der Mensch denkt, Gott lenkt. Dies sagte gerne mein Großvater, obwohl er gar nicht so sehr an Gott glaubte. Aber dass Menschen trotz aller Pläne nicht alles in der Hand haben, dies war ihm eine Lebensweisheit.

In diesen Tagen purzeln alle möglichen Pläne. Veranstaltungen werden abgesagt, Schulen und Einrichtungen geschlossen. Der Mensch denkt, Gott lenkt? Ich halte das Corona- Virus nicht mehr und nicht weniger für ein Phänomen der von Gott erschaffenen Natur als alle anderen Erkrankungen und Epidemien auch. Lässt sich aus der Pandemie – wie aus jeder Krankheit – etwas lernen? Wenn ich eine Krankheit im Vertrauen auf Gott anzunehmen in der Lage bin, kann ich fragen, was sie für mich ganz persönlich bedeuten kann, inwiefern auch der Weg durch ein dunkles Tal ein Weg mit Gott sein kann, inwiefern auch Leid und Schmerz zu einem Leben gehören können, das weder verloren noch sinnlos ist. Jedes Jahr in der Passions- und Fastenzeit denken wir über diese Zusammenhänge nach.

Wir machen gerade einen rasend schnellen Lernprozess durch. In kürzester Zeit müssen Prioritäten neu geklärt werden: Was ist wirklich wichtig? Worauf kann verzichtet werden?

Vorübergehend kann auf Reisen und auf Kulturveranstaltungen gut verzichtet werden, sogar Schulen müssen geschlossen bleiben. Flugzeuge bleiben am Boden. Der Ölpreis stürzt ab, weil die Nachfrage im Keller ist. Milliardenhilfen werden von der Regierung zugesagt, um die Krise abzufedern.

Klimaaktivistin Lisa Neubauer stellt fest, wozu die Menschen eigentlich in der Lage sind, um einer Krise zu begegnen, und wozu sie also eigentlich auch in der Lage wären, der Klimakrise zu begegnen. Diese könnte ja noch mehr Tod und Elend verursachen, wenn es der Menschheit nicht gelingt gegenzusteuern. Wir lernen gerade, Prioritäten neu zu setzen. Denn, wie die Bibel sagt: „Es ist alles erlaubt, aber es dient nicht alles dem Guten.“

Die Erfahrungen, die wir alle zurzeit machen, was auch anders geht und was nicht, könnten wichtige Erfahrungen bleiben. Dass der Mensch denkt und Gott lenkt, ist dabei für mich kein Gegensatz. Denn bei diesen Erfahrungen möchte ich mich in meinem Denken gerne von Gott lenken lassen.

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