Wort zur Woche

von Pfrn. Susanne Michels

Bei der Krippenspielprobe übe ich mit einem Mädchen, nennen wir es Jenny. Jenny spielt einen der drei Engel, die den Hirten die Botschaft bringen, dass Jesus geboren ist. Ich übe mit Jenny ihren Teil der himmlischen Botschaft: „Gott wird Mensch!“ „Das ist aber ein komischer Satz“, meint sie. Ich nicke: „Ja, ein komischer Satz. Ein geheimnisvoller Satz. – Wirklich kaum zu verstehen. Wahrscheinlich haben die Hirten ihn auch nicht direkt verstanden.“ Jenny gibt sich mit diesen zustimmenden Sätzen zufrieden. Voller Inbrunst ruft sie den Hirten den komischen Satz zu: „Gott wird Mensch!“

Nach der Probe kommt sie zu mir: „Frau Michels, ich könnte auch Radschlag oder Handstand.“ „Ein Rad schlagender Engel!“, ich muss lachen, die Vorstellung gefällt mir. Das würde mal richtig Bewegung ins Krippenspiel bringen! Oder Engel, die auf dem Kopf stehen, um den Hirten die Botschaft zu sagen. Großartig! Das Bild, das da in meinem Kopf entsteht, passt zu Jennys komischem Satz: „Ein Engel, der auf dem Kopf steht, um seine Botschaft zu bringen, würde ja richtig gut zu Deinem komischen Satz passen! Zu dem Satz, der alles auf dem Kopf stellt: Gott wird Mensch.“ Ich weiß nicht, ob Jenny versteht, was ich meine. Jedenfalls lacht sie jetzt auch. Und beim Krippenspiel am Heiligen Abend bringt sie den Satz noch kraftvoller rüber. Allerdings doch einfach auf den Füssen stehend. Kopfstehende Engel im Krippenspiel kamen mir zu gewagt vor.

Dabei wäre es eigentlich toll, sichtbar zu machen, wie komisch die Botschaft der Engel tatsächlich ist: Gott wird Mensch! Das stellt doch wirklich alles auf den Kopf! Der große Gott wird klein. Der ewige Gott wird ein vergängliches Wesen. Der unsichtbare Gott wird greifbar und angreifbar. Wirklich komisch! Nicht zu fassen! Kaum zu glauben! Nur zu bestaunen, dieses Weihnachtsgeheimnis: Gott wird Mensch, um uns Menschen nahe zu sein, um zu teilen, was wir Menschen an Freude und Schmerzen erleben. Gott will uns nahe sein, dafür stellt Gott alles auf den Kopf. Wunderbar!

Vielleicht trauen wir uns im nächsten Jahr an eine gewagtere Inszenierung dieser weihnachtlichen Botschaft...

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