Wort zur Woche

von Pfr.i.R. Johannes Kölbel

Liebe Leser! Wer zu früh kommt, den bestraft auch das Leben.

Das Leben hat eben seinen eigenen Rhythmus und seine speziellen Zeiten. Wenn Frau oder Mann sie nicht einhält passiert es. Im Leben gibt es Arbeit und Ruhe. Das Leben kennt den Spaß und es weiß von Trauer. Es kennt Zeiten der Krankheit und die strahlende Gesundheit. Doch wer zu früh aufsteht, der muss mit einem Rückfall rechnen. Und der dauert dann bis zur endgültigen Genesung.

Weihnachtsmänner gibt es eventuell schon im September: kann man, muss man aber nicht kaufen! Die DDR-Zeiten, in denen man alles Verwertbare bunkern musste, man wusste ja nicht wann es das wieder gibt, sind vorbei. Dominosteine schmecken auch im Sommer. Klar doch! Und warum keine Gänsekeulen am Totensonntag? Kann man essen, muss man aber auch nicht.

Eine Trauernde sagt: „Das Überangebot zu allen Zeiten macht keinen Spaß. Man kann sich auf nichts mehr wirklich freuen. Wir sind so satt. Und gleichzeitig sind wir so nörgelig.“ Recht hat sie. Und sie ist sehr erfahren: Auch die Trauer braucht ihre Zeit. Wer zu früh damit aufhört, gibt dem Verlust des lieben Menschen nicht genügend Zeit. Und dann kann man vielleicht den Gewinn des neuen, auch verwitweten Partners nicht recht achten.

Also: Lasst uns die Feste feiern wie sie fallen. Der Advent ist im Dezember. Weihnachten kommt vor Silvester. Und Ostern kommt nach der Passionszeit. Wer zu früh kommt hat nix mehr für später! Christen vertrauen darauf, dass alles seine Zeit hat. Sie glauben daran, dass unsere Zeit Gott im Blick hat. Wir Menschen wissen nicht wie viel es ist. Gott würfelt unsere Pläne möglicherweise komplett durcheinander.

Das heißt: Wer zu früh kommt ist nicht unbedingt der Erste. Wer zu spät kommt hat nicht Pech gehabt sondern ist am Ende der Erste?! Das ist nicht frommes Vertrösten. Es ist göttliche Liebe mit Chancen für jeden. Meine Zeit ist in Gottes Hand. Es gibt sowohl ein rhythmisches vor dem Tod und ein vollkommenes nach dem Tod ohne Ende!

In diesem Sinne bin ich ermutigt das zu leben was jetzt ist, nicht das von gestern und nicht das von morgen. Allen Leser*innen eine so gesegnete Adventszeit!

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