Wort zur Woche
von Pfr. Peter Radziwill
Die Unerhörten
Unerhört! Diese Prignitzer. Sie fordern Mobilfunk und schnelles Internet in jedem Ort. Sie wollen einen Arzt, der freie Termine hat, und eine gute Schule, die in der Nähe ist. Sinnfreie Leitplanken, die die Straße so einengen, dass große Fahrzeuge nicht aneinander vorbeikommen, sollen abgebaut werden und eine Mülldeponie soll gar nicht erst entstehen.
Unerhört. So fühlen sich viele Menschen. Sie fühlen sich an den Rand gedrängt und mit ihren Anliegen nicht wahrgenommen. Sie wünschen sich, dass die Menschen wieder mehr aufeinander hören, auch die Politiker, und dass sie einander helfen und die Herausforderungen gemeinsam angehen.
Unerhört! Fast ein Viertel der Prignitzer hat eine Partei gewählt, die keine Alternative für Brandenburg ist. Deren Personal hetzt gegen Andersdenkende und Flüchtlinge und bezeichnet die NS-Zeit als „Vogelschiss“. Der Prignitzer Kandidat möchte sich in die Köpfe der Menschen hineinversetzen, um sie um 180 Grad zu drehen.
Unerhört. Das fängt bei mir selbst an. Wenn ich mich nur noch in der Blase derer bewege, die mit mir einer Meinung sind. Wenn ich dem Anderen nicht mehr zuhöre, weil ich schon weiß, was kommt. Wenn ich die Wut meines Gegenübers nicht aushalte, aber auch, wenn ich rassistischen Sprüchen und gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit nicht widerspreche.
In der Bibel lese ich: „Jeder soll stets bereit sein zu hören, aber sich Zeit lassen, bevor er redet, und noch mehr, bevor er zornig wird.“ (Jakobus 1,19)
Zuhören! Das ist ein erster Schritt auf dem Weg zur Veränderung. Wenn wir einander zuhören lernen und das Streiten nicht scheuen, teilen wir wieder eine Wirklichkeit. Dann können wir miteinander reden und gemeinsam nach Lösungen suchen. Dann können wir unerhört viel erreichen.
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