Wort zur Woche
von Pfarrer Andreas Deckstrom
Erinnerung an der Straße
Am letzten Wochenende, nur wenige Kilometer gefahren, entdecke ich wieder eines: ein Unfallkreuz. Es ist plötzlich da, am Straßenrand. Ich schaue kurz. Dann bin ich vorbeigefahren. Mit dieser Erfahrung bin ich nicht allein. Viele Menschen erleben es, wenn sie z. B. auf dem Weg zur Arbeit sind. Wenn man täglich auf derselben Straße fährt, kennt man es fast nicht mehr anders.
Auf der Weiterfahrt geht mir das Kreuz nicht aus dem Kopf. Mich bewegt dieses Unglück. Sicher, ich kannte den Verstorbenen nicht. Ich weiß nicht, wie dieses Unglück geschehen ist. Aber ich weiß, dass Menschen zurückgeblieben sind, sonst würde das Kreuz nicht dort stehen: am Ort des Unglücks.
Das Kreuz erinnert mich und die anderen Vorbeifahrenden daran, stets Acht zu geben, und gegenseitig Rücksicht zu nehmen. Sonst kann geschehen, was dort geschehen ist. Ich erlebe es vor allem als Zeichen der liebevollen Verbundenheit von Menschen. Hier ist ein Mensch gestorben. Ihr oder sein Tod fügt anderen großes Leid zu. Ihre Erinnerungen tragen sie aber bleibend im Herzen.
Das Unfallkreuz erinnert mich zugleich daran, wie zerbrechlich das Leben ist. Es kann plötzlich vorbei sein. Nichts ist selbstverständlich, siehe nur das Kreuz an der Straße.
So schaue ich mit großer Dankbarkeit auf das, was mir im Leben geschenkt wird. Das Kreuz, an dem ich vorbeigefahren bin, ruft mir in Erinnerung, immer wieder genau hinzusehen, nicht nur auf der Straße.
Ich wünsche Ihnen, den Hinterbliebenen, alles Gute für Ihr weiteres Leben. Und ich danke Ihnen für all die Gedanken und Gefühle, die mich bewegt haben, durch Ihre „Erinnerung an der Straße“.
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