Wort zur Woche
von Pfarrer Norbert Merten
In der Tradition leben
Überall, wo wir in Gemeinschaften leben, entwickeln sich auch Traditionen, die dann ganz selbstverständlich gepflegt werden. Die Traditionen können ganz unterschiedlich aussehen. Und sie bewirken normalerweise, dass die Gemeinschaft gefestigt wird.
Von Menschen, die in einer ganz bestimmten Tradition leben, erzählt uns die Geschichte, die immer am 2.Februar gelesen wird (am Tag der Darstellung Jesu im Tempel):
Da kommen die Eltern Maria und Josef mit ihrem Baby Jesus nach Jerusalem. 4 Wochen nach der Geburt, nun ist für Maria die Zeit endlich um, in der sie als unrein galt. Aus Dankbarkeit wollen sie Gott ein Opfer bringen.
Und ihren erstgeborenen Sohn wollen sie Gott anbefehlen, damit er gesegnet wird. Es soll damit zum Ausdruck gebracht werden: Dieses Kind gehört ganz Gott. Schon ihre Vorfahren hatten das so gehalten – in Erinnerung an den Auszug des Volkes Gottes aus der Sklaverei in Ägypten, wo alle Erstgeborenen der Ägypter geschlagen wurden, aber die der Israeliten verschont blieben. Eine wunderbare und prägende Erfahrung für das Volk: Gott gibt und erhält Leben...
Das Ziel von Maria und Josef war nun der Tempel. Dort angekommen treffen sie auf einen alten Mann, der zur gleichen Zeit dorthin unterwegs war. Kein Zufall, dass sie sich dort treffen. Gott hat das so geführt.
Der Mann hieß Simeon. Er war sich sicher: Ich werde nicht sterben, bevor ich den von Gott versprochenen Retter gesehen habe. Als Simeon nun das Jesuskind anblickt, weiß er, jetzt geht in Erfüllung, worauf er so lange gewartet hatte. Er nimmt Jesus in seine Arme, lobt Gott und redet von dem, was sich dann später im Leben Jesu verwirklichen sollte (siehe auch in der Bibel, im Evangelium nach Lukas, Kapitel 2, ab Vers 28).
Und dann segnet Simeon die junge Familie. Er spricht Gutes aus über sie... Beim Segnen wirkt nicht nur der, der etwas sagt. Hier wirkt das Gute, das über andere ausgesprochen wird. Und noch mehr: Hier wirkt der Gute (=Gott, der Herr), der Gutes in unser Leben hineinwirkt. Und das kann nicht nur durch bestimmte Personen geschehen. Segnen kann wirklich jeder – auch jeder von uns...
Maria und Josef können einfach nur staunen über das, was sie erlebem... Und sie erfahren dann in der Folgezeit: Gott ist mit seinem Segen uns ganz nah auf unserem Lebensweg in Freude und in Schmerzen.
Und das will seine Wirkung auch bei uns entfalten, ganz egal, in welcher Tradition wir leben... Gott hat vielfältige Möglichkeiten, uns in unserem Leben auf einen guten Weg zu bringen. So erbitte ich für uns alle Gottes gute Führung und seinen reichen Segen.
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