Wort zur Woche

von Pfr. Volkhart Spitzner

Wie doch die Zeit vergeht. Die ersten drei Monate des Jahres sind schon Geschichte, und die sommerlichen Temperaturen lassen den Frühling fast überspringen. Im Spätsommer feiern wir in unseren Gemeinden die Jubelkonfirmation. Dieses besondere Fest will gut vorbereitet sein – so werden jetzt schon 25-, 50- und 60–jährige Jubilare angeschrieben und eingeladen. Niemand soll vergessen sein.

Immer wieder erlebe ich Menschen, die dankbar sind, nicht vergessen zu werden. Diese Hoffnung trägt bis heute. Und wie tröstlich sie sein kann, das habe ich vor einigen Tagen erlebt.

Da war ich bei einer Frau unserer Kirchengemeinde zu Besuch. Mehr als 80 Jahre alt wurde diese Frau.

Und es gab auch keine richtige Geburtstagsfeier mehr, da sie nur noch im Bett liegt und sich auch nur noch gelegentlich verständigen kann.

Dennoch war ich bei ihr. Ich habe ihr gratuliert, ihre Hand gehalten und ihr Gottes Segen gewünscht. Zuerst hat sie mich nur angeschaut. Aber dann hat sie plötzlich den Mund aufgetan und ganz langsam gesagt: „Vielen Dank für Ihren Wunsch, aber ich werde ja doch bald in die Grube gelegt.“ Einen Moment bin ich ganz still gewesen. Was sagt man, wenn Menschen so von ihrem Ende reden? „Na, das wird schon wieder“, auch wenn man weiß, dass das nicht stimmt? Macht man einen flotten Spruch: „Am Geburtstag wollen wir jetzt aber nicht an so etwas Trauriges denken?“ Oder überhört man solche Worte?

Ich habe eine Weile überlegt und sprach dann zu ihr: „Ich bin sicher, dass der Segen und die Begleitung Gottes nicht mit dem Tod enden werden. ER vergisst sie nicht! Seine Erinnerung ist ewig. Und darin sind und bleiben sie aufgehoben.“

Danach habe ich noch Worte aus dem 23. Psalm gesprochen – ihre Lippen sprachen sie mit. Dann habe ich sie gesegnet und noch eine Weile still ihre Hand gehalten.

Als ich dann gehen wollte, hielt sie mich fest, und sie fand noch einmal Worte: „Ich danke Ihnen sehr,“ so hat sie gesagt.

Lieber Leser, in diesem Moment hatte ich das sichere Gefühl, dass in ihrem Herzen etwas von der Hoffnung angekommen ist, dass wir bei Gott aufgehoben sind in unserem Leben und darüber hinaus.

Mit dieser Hoffnung gehe ich in die Karwoche. Ich lasse mich am Karfreitag an den schmerzvollen Tod Jesu erinnern und dann am Ostersonntag in das Fest des Lebens hineinnehmen.

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