Wort zur Woche
von Pfarrer Andreas Deckstrom
„Alle eure Sorgen werft auf ihn!“
„Mach Dir nicht zu viele Sorgen!“
„Verschiebe Deine Sorgen doch einfach auf morgen!“
Solche Ratschläge oder Werbeslogans begegnen uns immer wieder. Doch zumeist helfen sie nicht weiter. Sorgen verschwinden nicht einfach. Man kann sie auch nicht wegschieben. Denn wenn Probleme vorliegen, gehen auch die Sorgen nicht weg. Hier ist es auch nicht hilfreich, Sorgen und Ängste klein zu reden oder mit Studien zu negieren. Wenn Menschen in ihrem Umfeld Gewalt erleben, wird z. B. der Verweis auf abnehmende Gewaltkriminalität die Ängste nicht auffangen. Jede große und kleine Sorge muss ernst genommen werden. Das bedeutet selbstverständlich nicht, dass es keine Grenzen gibt. Wo Sorgen und Nöte in Hass und Gewalt umschlagen, muss mit aller Entschiedenheit widersprochen werden. Doch meiner Erfahrung nach fühlen sich Menschen vielfach mit ihren Sorgen nicht ausreichend gehört oder allein gelassen. „Räume für Sorgen“ zu schaffen ist deshalb dringend geboten. Auch wenn es im Alltag häufig schwierig ist, Freiräume für solche Zeiten zu ermöglichen, lohnen sich die Begegnungen mit Menschen.
Während des Brandenburg-Tages waren wir als Evangelische Kirche unterwegs, um mit Menschen ins Gespräch zu kommen. Dabei war uns v. a. wichtig, zu zuhören und wahrzunehmen. Dabei kamen unterschiedliche Sorgen zu Sprache, die Menschen bewegen: Arbeitslosigkeit, Kriminalität, Bevölkerungsentwicklung im ländlichen Raum oder eine zunehmende Spaltung der Gesellschaft. Unsere Aktion auf dem Brandenburg-Tag stand unter dem Motto „sorgen_los“. Natürlich sind wir uns bewusst, dass die geäußerten Sorgen durch unsere Gesprächsangebote nicht verschwinden. Aber möglicherweise haben Menschen positive Erfahrungen gemacht, weil Räume für Begegnungen und Gespräche geschaffen wurden.
Ich wünsche mir, dass der Bibelspruch für die beginnende Woche für möglichst viele Menschen in ihrem Alltag Wirklichkeit ist oder wird:
„Alle eure Sorgen werft auf ihn; denn er sorgt für euch.“ (1 Petr 5,7)
Denn es tut gut, wenn jemand da ist, der sich Zeit nimmt, der zuhört und mitfühlt.
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