Wort zur Woche
von Dr. Elisabeth Hackstein
Wie Jesus heilt
Wenn ich in der Bibel lese, rühren mich Heilungsgeschichten besonders an. Menschen, die blind, taub oder gelähmt sind, begegnen Jesus und finden Heilung. Jesus der Heiler und in seiner Nachfolge die Jünger, darum ging es am letzten Sonntag im Gottesdienst. Petrus und Johannes wollen im Tempel in Jerusalem beten. An der Pforte liegt ein Bettler, von hilfsbereiten Menschen dahin getragen, um Almosen zu erbetteln. Und viele, die in den Tempel gehen, gehen an ihm vorbei, ohne ihn anzusehen, werfen ihm aber eine Münze zu. Das Geld beruhigt ihr Gewissen.
Die Jünger aber haben von Jesus gelernt, vor dem Elend der Menschen nicht die Augen zu verschließen und bleiben stehen. Sie nehmen den Bettler in seiner Not wahr, sprechen mit ihm und dann fordert Petrus ihn auf: Im Namen Jesu Christi, steh auf und geh umher. Und der Gelähmte steht auf und kann gehen.
Die Jünger tun, was sie von Jesus gelernt haben: Heilendes Handeln beginnt damit, den Kranken in seiner körperlichen und seelischen Not wahrzunehmen und anzusprechen. Es beginnt mit Zeit nehmen für die Begegnung von Mensch zu Mensch. Bei Jesus erleben Blinde, Taube oder Gelähmte Achtsamkeit und liebevolle Annahme, sie werden nach ihren Bedürfnissen gefragt. Damit beginnt Heilung.
Wie anders verhält sich unsere Gesellschaft gegenüber kranken und pflegebedürftigen Menschen. Pflegenotstand diskutieren wir seit Jahrzehnten. Pflegenotstand, dahinter verbirgt sich seelische und körperliche Not von Kranken und Alten, die sich hilflos und alleingelassen fühlen, weil das System kaum Raum gibt für persönliche Bedürfnisse.
Pflegenotstand, dahinter verbirgt sich genauso Überforderung und seelische Not der Pflegekräfte, die unter großem Zeitdruck stehen. Die Alten- und Krankenpfleger/innen wissen nur zu oft, dass ihre Zeit kaum reicht, die Patienten zumindest körperlich gut zu versorgen. Und Zeit für ein Gespräch von Mensch zu Mensch ist im Budget nicht vorgesehen.
Jesus hat seinen Jüngern vorgelebt, was kranke und behinderte Menschen am dringendsten brauchen. Er hat das persönliche Gespräch an den Anfang seines Heilungshandelns gestellt, weil Empathie und liebevolle Zuwendung wichtige Heilmittel sind. Damit hat er uns vorgelebt, wie wir nach Gottes Willen mit der Not unter uns umgehen sollen. Und heilend können wir alle wirken, wenn wir vor der Not der kranken und alten Menschen unter uns die Augen nicht verschließen und ihnen schenken, was sie am Notwendigsten brauchen, Zeit und ein persönliches Gespräch.
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