Wort zur Woche
von Pfr. Peter Radziwill
Kantersieg
Ab 14. Juni heißt es wieder „Anpfiff“. Für manche Menschen sieht die Welt dann nur noch Rasengrün aus. Andere finden wieder eine gute Ausrede zum täglichen Biertrinken. Auf einem Bein kann man schließlich schlecht Tore schießen...
Aber diese Zeit hat auch etwas Gutes. Wir haben ein gemeinsames Thema. Wir kommen zusammen. Alle sitzen vor dem Fernseher. Zusammen feuern wir unsere Mannschaft an, fiebern beim Elfmeter mit und schimpfen auf den Schiedsrichter, der das Tor nicht gibt. Beim Spiel am Samstagabend teilen wir Freud und Leid. Glücklich sind wir, wenn „unsere Mannschaft“ gewinnt.
Und wie sieht es Sonntagvormittag aus in der Kirche aus? Hier sind die Ränge oft leer wie nach einer Randale, wenn der Fanblock zur Strafe für die Heimmannschaft gesperrt ist. Zum Auswärtsspiel reist auch selten jemand mit. Da kommt nicht die richtige Stimmung auf. Außerdem ist alles sehr gesittet und geordnet. Der Mannschaftskapitän hat seine feste Position. Ob er Tore schießt, liegt allein an seiner Zielsicherheit. Manche Predigt geht ins Aus, eine andere landet im Tor. Aber es gibt weder lauten Applaus noch Buhrufe.
Gar nicht so selten ist es aber auch ganz anders. Da sind die Kirchenbänke gefüllt. Viele machen mit, spielen Musik, singen, erzählen gegenseitig von ihren Erfahrungen - auch nach dem Gottesdienst noch bei einer Suppe oder Grillwurst, bei Kaffee und Kuchen. Gestärkt gehen sie nach Hause. Gerade am letzten Sonntag war in Bad Wilsnack so ein Gottesdienst. Da wurde auch geklatscht und gejubelt und mitgemacht - wow, ein Kantersieg für alle, die dabei waren.
Apropos „Kantersieg“ - der Begriff wurde ursprünglich für Pilger auf dem Weg nach Canterbury verwendet, die statt zu Fuß zu laufen gemächlich auf einem Pferd ritten. Entspannt kamen sie am Ziel an, gestärkt kehrten sie nach Hause zurück.
So gesehen kann jeder Gottesdienst ein Kantersieg für die Seele sein und manchmal ist er besonders hoch... sicher auch, wenn am 24. Juni um 10.30 Uhr in Karstädt Saxophone des fidelen Vereins Swingside die Mannschaft unterstützen. Wer will, kann auch nebenbei den Sieg „unserer Mannschaft“ vom Samstagabend feiern oder sich über ein schlechtes Spiel trösten.
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