Wort zur Woche

von Dr. Elisabeth Hackstein

Seien Sie neugierig!

Milchstraße

Es gibt Menschen, die mich zutiefst beeindrucken. Der im März verstorbene Astrophysiker Stephan Hawkins gehört dazu. Schon als Student erkrankte er an der Muskel- und Nervenkrankheit ALS und lebte 50 Jahre an den Rollstuhl gefesselt. Aber sein genialer Geist war frei. Er entwickelte Theorien über das Universum und gewann wertvolle Erkenntnisse über seinen Ursprung.

An seinem 75. Geburtstags sagte er in einer Videobotschaft: „Also erinnern Sie sich daran, nach oben zu den Sternen zu blicken – und nicht nach unten auf Ihre Füße. Versuchen Sie, einen Sinn zu erkennen in dem, was Sie sind, und fragen Sie sich, was das Universum existieren lässt. Seien Sie neugierig!“

Hawkins Worte sagen mir: Starre nicht auf deine Alltagssorgen, lass dich von ihnen nicht beherrschen. Blicke auf, damit dein Herz und dein Geist immer wieder Freiheit atmen und du den Blick nicht verlierst für die Schönheit dieser Welt. Den Forschergeist, mit dem er ins Universum blickte, und seine Erkenntnisfähigkeit besitze ich nicht. Aber seine Neugierde. Sie packt mich besonders in dieser Jahreszeit, wenn ich durch die Natur streife und bewundernd vor dem jungen Grün stehe, das aus den Knospen der Bäume und aus dem Boden bricht und der Wald und mein Gärtchen jeden Tag neues zeigen. Und wenn ich am Abend in den Sternenhimmel schaue, werde ich von der Schönheit und Unendlichkeit des Kosmos überwältigt. Ich erlebe, dass Gott mir einen Platz in seiner Schöpfung zugesprochen hat, und quälende Alltagssorgen verlieren an Schärfe.

Auch Jesus hat uns mitgegeben, dass wir uns nicht von unseren Sorgen überwältigen lassen sollen. „Sorgt euch nicht um euer Leben, was ihr essen und trinken werdet“, sagt er. Schaut auf die Vögel: „Sie säen nicht, sie ernten nicht, und euer himmlischer Vater ernährt sie doch.“ Damit hat er die Not der Menschen nicht kleingeredet und er war denen besonders nah, die hungerten, Trost brauchten und krank waren. Aber mit seinem tiefen Vertrauen in den Vater im Himmel hat er die Menschen neugierig gemacht, neugierig auf das Leben im Reich Gottes.

Seine Video-Botschaft schloss Hawkins mit den Worten: „Wie schwierig das Leben auch scheinen mag, es gibt immer etwas, das Sie tun können. Es ist wichtig, dass Sie nicht einfach aufgeben.“ Ich glaube, Jesus hätte dieser mutigen Lebensbejahung zugestimmt und mit Gottvertrauen verstärkt: „Sorgt euch nicht für morgen, denn der morgige Tag wird für das seine sorgen.“ Weil der himmlische Vater weiß, was wir bedürfen.

Dr. Elisabeth Hackstein, Prädikantin und Konventualin des Klosters Stift zum Heiligengrabe

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