Wort zur Woche
von Pfr.i.R. Johannes Kölbel
Unterwegs
Draußen sind es 25 Grad. Das Herz geht auf. Die Lust ist da loszufahren. Alles war über die Feiertage eher nach innen gerichtet. Es schneite. Das Ostereiersuchen fand im Saal statt. Frust! Am Osterfeuer sagte einer: Was denn nun? Ostern oder Weihnachten?
Ich dachte: beides. Ein leeres Grab und die Futterkrippe, Kälte, Furcht und Schrecken bei den Hirten auf dem Feld zu Weihnachten und bei den Frauen auf dem Friedhof am Ostersonntag. Und es geht hier und da um Jesus. Und es geht um die Freude: Siehe, sagt der Engel, ich verkündige Euch große Freude, die allem Volk widerfahren wird. Euch ist heute der Heiland geboren, welcher ist Christus...
Erinnern sie sich noch an den matschigen Heiligabend 2017? Und der junge Mann im weißen Engelsgewand, entspannt im offenen Höhlengrab am Ostersonntag sitzend, sagt: Was sucht ihr den Lebenden bei den Toten? Er ist nicht mehr hier. Aber geht und ihr werdet schon sehen.
Zu fünft stehen wir in der Familienkapelle derer von Rohr in Penzlin. Das Grab ist leer. Aber mal sehen! Ein Mann aus dem Gemeindekirchenrat hat die blaue Fahne mit der Friedenstaube vor der Kirche gehisst: Ehre sei Gott in der Höhe und Frieden auf Erden! Ja, ja. Schön wärs.
Aber wir sind weiter unterwegs. So wie die beiden Freunde Jesu damals nach der Katastrophe am Karfreitag. Wie sie erzählen wir uns auch gern Geschichten von damals und von Mord und Totschlag.Und wie die beiden damals habe ich heute allzuoft einen Tunnelblick. Die Gräber sind ja weiter geschlossen und immer wieder neue werden ausgehoben. Das Wirkliche ist und bleibt aber auch weiter durchwachsen. Die frische Saat grünt. Der letzte Schnee schmilzt. Die Traurigkeit am Abend weicht dem Hoffnungsschimmer am Morgen.
Schaue ich mich um und nicht nur runter auf mein Handy, sehe ich es blühen. Reden wir miteinander, so entdecken wir auch die andere Seite der Medaille. Die beiden Freunde Jesu sind rund 12 km, 60 Stadien, von Jerusalem nach Emmaus unterwegs. Ihre Augen wurden gehalten, so heisst es im Lukas-Evangelium, Kapitel 24. Eben der Tunnelblick. Doch im Gespräch mit dem dazugekommenen Dritten geht ihnen ein Licht auf. Sie kommen an. Sie essen und trinken gemeinsam.
Und wie der Dahergelaufene das Brot aufteilt wissen sie bescheid: Er ist es. Jesus. So kann es gehen. Gemeinsam.
Ich wünsche allen gute Wege mit überraschenden Begegnungen nach Ostern!
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