Wort zur Woche
von Pfarrer Daniel Feldmann
Das scheinbar Unmögliche hoffen
Christus spricht: Ich war tot, und siehe, ich bin lebendig von Ewigkeit zu Ewigkeit und habe die Schlüssel des Todes und der Hölle.
Liebe Leserinnen und Leser, in den vergangenen Wochen ist bei mir die Sehnsucht nach der strahlenden Frühlingssonne spürbar gestiegen. Ein paar schöne Tage gab es ja schon, aber dann wurde es doch immer wieder fürchterlich kalt.
Ganz ähnlich geht es mir mit der Passionszeit. Die Zeit der Traurigkeit und Schwere soll doch endlich vorbei sein und der grenzenlosen Freude über die Auferstehung Jesu weichen. An Ostern treten wir innerhalb des Kirchenjahres vom Dunkeln ins Licht. Die Zeit der Trauer über Jesu Leiden und Sterben weicht der grenzenlosen Freude über seine Auferstehung.
Trauer kann etwas erschreckend Trostloses sein. Sie gleicht dann einem Ozean, der einen mit seiner ungeheuren Weite umfängt. Nach einer Weile wünscht man sich einfach nur endlich irgendwo anzukommen.
In früheren Jahrhunderten, als die Seefahrt noch ein großes und gefährliches Abenteuer war, wird es den Seefahrern bestimmt so gegangen sein. Nach langen qualvollen Monaten auf See, in denen das eintönige Essen und die harte Arbeit sicher Spuren hinterlassen haben, sehnte man sich nach dem bunten Leben an Land. Dort gab es frisches Essen, man hatte festen Boden unter den Füßen und man musste keine Angst mehr vor gefährlichen Stürmen haben. Das muss unglaublich beeindruckend gewesen sein, wenn nach vielen Wochen auf See in dem eintönigen Blau plötzlich ein Punkt auftauchte. Der Punkt wurde größer und entpuppte sich als Landstrich. Dann war die Freude groß, nach diesen ganzen Wochen der Ödnis endlich wieder festen Boden unter den Füßen zu haben. Die Seeleute tanzten und freuten sich und waren innerlich damit beschäftigt aufzuzählen, was sie an Land alles tun würden.
So ähnlich könnte es auch den niederländischen Seefahrern gegangen sein, die nach langen Wochen auf See die Osterinseln entdeckt haben. Die Osterinseln liegen im pazifischen Ozean und heißen eigentlich Rapanui, doch das wussten die niederländischen Entdecker nicht. Und weil es gerade Ostern war, als sie auf die Inseln stießen, nannten sie sie Osterinseln.
Die Wüsten des Lebens können uns mürbe machen. Eine Krankheit, der Verlust eines geliebten Menschen kann jegliche Lebensenergie aus uns heraussaugen. Da tut es gut Geschichten von Ostern zu hören. Es sind Geschichten, wie die von den Osterinseln, wo holländische Entdecker in der scheinbar endlosen Wasserwüste doch noch Land fanden. An Ostern lernen wir, dass es auch in den ausweglosesten Situationen Hoffnung geben kann. Ostergeschichten sind Geschichten voller Hoffnung. Durch die Ostererlebnisse der Jüngerinnen und Jünger Jesu wissen wir, dass Tod und Verzweiflung nicht das letzte Wort haben. Sie verwandeln sich an Ostern in einen strahlenden Morgen.
Daniel Feldmann, Pfarrer in den Pfarrsprengeln Kyritz und Gumtow
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