Wort zur Woche
von Dr. Elisabeth Hackstein
Lass meine Seele ruhig werden...
Kennen Sie das auch, die Sehnsucht nach Stille und nach Zeit, zu sich selbst zu finden? Eine Sehnsucht, die so stark sein kann, dass sie als quälende Not erlebt wird. Heute ist diese Not für viele Menschen ein ständiger Begleiter, für die sie in der Hektik des Alltags keine Lösung finden. Der Beruf, die Familie, kranke oder pflegebedürftige Angehörige oder Nachbarn, all das unter einen Hut zu bringen ist eine ständige Herausforderung. Und da kommt die Frage: „Wo bleibe ich?“
Einen Weg aus der Hektik und der Überlast des Alltags erleben viele gläubige Menschen beim Pilgern. Muslime pilgern nach Mekka, Hindus und Buddhisten sind auf dem Weg und im Judentum sind Wallfahrten seit Jahrtausenden Glaubenspraxis. Zeit zu haben für sich und für Gott, dafür machen sich Gläubige in vielen Religionen auf den Weg.
In der Bibel findet sich eine ganze Gruppe von Wallfahrtsliedern, Psalmen, die gläubige Juden auch heute beten. Einer ist der Psalm 131 mit nur drei Versen:
„Herr, mein Herz ist nicht hoffärtig, und meine Augen sind nicht stolz. Ich gehe nicht um mit großen Dingen, die mir zu wunderbar sind. Ja, ich ließ meine Seele still und ruhig werden; wie ein kleines Kind bei seiner Mutter, wie ein kleines Kind, so ist meine Seele in mir. Israel, hoffe auf den Herrn von nun an bis in Ewigkeit.“
Da spannt der Psalm einen weiten Bogen zwischen Ruhe und Bewegung. Gebetet wird er, wenn die Pilgernden unterwegs sind, den gewohnten Alltag verlassen haben, wenn sie bereit werden, die Augen auf die wirklich notwendigen Dinge des Lebens zu richten und offen werden für Neues, Ungewohntes, Unbekanntes.
Verbunden ist das Unterwegssein mit einem Bild des Friedens. In tiefer Geborgenheit schläft das Kind im Arm der Mutter, ein Bild für Vertrauen und Zufriedenheit. So wie das schlafende Kind im Arm der Mutter Ruhe findet, so soll die Wallfahrt den Pilgernden inneren Frieden schenken. Beim Pilgern findet die Sehnsucht nach Stille und Zeit für sich selbst Antwort, indem die Pilgernden wie ein Kind im Arm der Mutter in Gottes Liebe und in seinem Frieden Geborgenheit finden.
Wenn Sie das Pilgern für sich entdecken wollen, möchte ich Sie herzlich einladen, einen Tag lang dieses Ausgespannt sein zwischen vertrauensvoller Ruhe und Geborgenheit in Gott und dem Unterwegssein im irdischen Leben auszuloten, mit einem Pilgertag auf dem Annenpfad. Start und Treffpunkt: Gründonnerstag, den 29. März, 10:00 Uhr vor der Heiliggrabkapelle im Kloster Stift zum Heiligengrabe. Jede und jeder ist herzlich willkommen.
Dr. Elisabeth Hackstein, Prädikantin in Heiligengrabe und Konventualin des Klosters Stift zum Heiligengrabe
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