Wort zur Woche
von Dr. Elisabeth Hackstein
Der Traum von einer Welt des Friedens
Als nach den Weltkriegen Geborene empfinde ich es als Geschenk, dass ich Krieg nicht selbst nicht erleben musste. Wie wenig selbstverständlich das ist, zeigten uns die Schlagzeilen der letzten Tage. „Nordkoreas neuer Nukleartest lässt die Welt erzittern“ schreibt die MAZ und weist auf die Bedrohung unserer Welt, die ein aggressiver Machthaber in die Nähe eines Atomkrieges bringt. Die Antwort von Präsident Trump setzt auch kein Zeichen für den Frieden. „USA drohen Nordkorea nach Atomtest“. Die Spirale der Gewalt dreht sich Richtung Krieg und Präsident Putin warnt vor „globaler Katastrophe“. Da hat es unsere Hoffnung auf Frieden schwer, lebendig zu bleiben.
Auf die nordkoreanischen Raketentests konterte der amerikanische Präsident Trump mit „Feuer und Zorn, wie sie die Welt noch nie gesehen hat“. Feuer und Zorn: „Die Worte haben einen biblischen Klang“, sie stehen in der Bibel für das Strafgericht Gottes. Wenn irdische Machthaber allerdings glauben, dass sie sich auf die Bibel berufen können, wenn sie mit Vergeltung drohen, so haben sie die Bibel falsch verstanden. „Mein ist die Rache, spricht der Herr“, sagt das Alte Testament. Das „Zorngericht“ ist Gott vorbehalten, um eine Spirale der Gewalt zu verhindern. Auch Jesus warnt davor, Gewalt mit Gewalt zu vergelten: „Wer zum Schwert greift, wird durch das Schwert umkommen“. Die Gewalt zwischen Menschen und Völkern blendet die Bibel nicht aus und der Wunsch des Leidenden nach Vergeltung wird nicht verdammt. Aber die Rache wird in Gottes Hand gegeben, damit wir Menschen den Frieden fördernde Wege finden, mit Konflikten umzugehen.
Der Prophet Jesaja führt uns mit beeindruckenden Worten vor Augen, was nach Gottes Willen gelten soll: „Es wird ein Ende haben mit den Tyrannen und mit den Spöttern aus sein, und es werden vertilgt werden alle, die darauf aus sind, Unheil anzurichten …“. Diese Worte, vor 2500 Jahren gesprochen, lassen an Aktualität nichts zu wünschen übrig. Sie geben unserer Sehnsucht Raum, in einer Welt zu leben, in der Tyrannen wie die Terrororganisation IS keinen Platz haben, in der ein machthungriger Despot wie Kim Jong-un und ein aufbrausender Präsident Trump inne halten und nach Wegen des Friedens suchen.
Jesaja war ein Mahner, aber er malte auch starke Hoffnungsbilder: „Wolf und Lamm sollen beieinander weiden; der Löwe wird Stroh fressen wie das Rind …. Man wird weder Bosheit noch Schaden tun auf meinem ganzen heiligen Berge, spricht der Herr.“ Die Hoffnung auf eine von Krieg, Terror und Rechtlosigkeit erlöste Welt legt Jesaja in Gottes Hand. Aber dafür, dass sich diese Hoffnung erfüllt, können wir hier und heute arbeiten. Menschen, die sich an die Fronten wagen, Friedensstifter auf der politischen Ebene, Ärzte/innen und Aufbauhelfer in Kriegsgebieten und Menschen hier, die Flüchtlingen helfen, all diese arbeiten für diese Hoffnung. Unser Bemühen um eine bessere Welt trägt durch Menschen Früchte, die sich vom Traum von einer Friedenswelt leiten lassen und im eigenen Leben mit der Friedfertigkeit ernst machen. Gott wird uns auf diesem Weg beistehen und uns helfen.
Dr. Elisabeth Hackstein, Prädikantin und Konventualin des Klosters Stift zum Heiligengrabe
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