Wort zur Woche
von Pfarrer Daniel Feldmann
Gott geht dem Verlorenen nach
„Der Menschensohn ist gekommen, zu suchen und selig zu machen, was verloren ist.“ Lukas 19,10
Wer kennt das nicht? An jedem Tag unseres Lebens sind wir damit beschäftigt irgendetwas zu suchen. Manchmal finden wir es gleich. Manchmal müssen wir die ganze Wohnung auf den Kopf stellen, um einen Gegenstand zu finden. Umso länger die Suche, umso erleichterter sind wir. Die Freude ist groß, wenn ein schon verloren geglaubter Gegenstand in unsere Hände fällt. Manchmal sind wir so erleichtert, dass wir unsere Freude einem vertrauten Menschen mitteilen müssen.
Noch schlimmer ist es, wenn wir uns auf die Suche nach Menschen machen müssen. Vielleicht haben sie schon einmal ihr eigenes Kind verzweifelt gesucht. Eben war es noch da und plötzlich ist es weg. Nur einen kurzen Moment war ich abgelenkt. Sofort beginnt eine verzweifelte Suche. Man versucht sich vorzustellen, wo es am ehesten hingegangen sein könnte.
Freude und Ärger sind groß, wenn sich alles als harmlos herausstellt. Die Erleichterung ist kaum zu beschreiben.
Vielleicht kann dieses Gefühl ein Ansatzpunkt sein, um das Handeln Gottes zu verstehen. In der Geschichte vom verlorenen Schaf geht ein Hirte los, weil ihm ein Schaf verloren gegangen ist. Er lässt die übrigen 99 Schafe in der Wüste zurück und macht sich auf dem Weg zu dem Verlorenen. Als er es schließlich findet, ist die Freude groß. Der Hirte feiert ein Fest und lädt seine Freunde dazu ein. Nach unseren menschlichen Maßstäben ist dieses Gleichnis etwas paradox. Hier wird ganz selbstverständlich erzählt, dass jeder Hirte sofort losstürmen würde, wenn er ein Schaf verliert. Er würde also die übrigen 99 schutzlos in der Landschaft zurücklassen, um sich dem Verlorenen zuzuwenden und das, Wölfen, Dieben und anderen Gefahren zum Trotz. Ein verlorenes Schaf, was macht das schon?
Das ist ganz normal. Gott denkt da offensichtlich ganz anders. Er geht dem Verlorenen nach. Er geht zu denen, die ihn besonders brauchen. Und wenn er sie gerettet hat, ist die Freude natürlich groß. Er ist kein moderner Hirte, der einen natürlichen Schwund einkalkuliert. Sein Herz brennt sozusagen, wenn ein Kind verloren geht. Es geht ihm um Vollständigkeit. Er kann nicht glücklich sein, wenn ein Schaf Angst hat und Not leidet. Deshalb geht er ihm nach, denn er empfindet dem Schaf gegenüber wie ein Vater.
Ein verlorenes Kind reißt uns aus allen Tätigkeit heraus. Wir lassen sofort alles stehen und liegen und machen uns auf die Suche. Wir geben nicht eher Ruhe bis das Kind gefunden ist.
Das Gleichnis vom verlorenen Schaf beschreibt das Handeln Gottes in dieser Weise. Darin liegt ein unglaublicher Trost. Gott gibt jedem eine Chance. Er gibt uns nicht auf.
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