Pfarrerseite

von Pfarrer Dr. Alexander Heck

Liebe Gemeindeglieder in Perleberg und Quitzow,

eigentlich ist Pfingsten kein Feiertag und keine festliche Erinnerung an etwas, was vor Jahrtausenden sich ereignete. Rein äußerlich betrachtet bleibt Pfingsten ein jüdisches Erntedankfest, an dem nach Überlieferung des Neuen Testamentes ein „Brausen vom Himmel“ kam und der Geist Gottes die Jünger Jesu erfüllte und ihnen Kraft schenkte, alles zu verstehen, die Sprachen der Menschen innerlich aufzunehmen (Apg 2). Tatsächlich aber ist Pfingsten vielmehr. Es ist eine Erfahrung. Es gab diesen Moment, in dem der kleine Kreis um Jesus sich verlassen fühlte. Alles schien wie tot und endgültig verloren. Die Sache Jesu schien mit seinem Tod ein für allemal widerlegt. Die Verzweiflung, die sich in ihren Herzen ausbreitete, muss so tief gewesen sein, dass die Rückkehr in das Leben vor Jesus, zurück in die vermeintliche Normalität nicht mehr möglich war. Das Johannesevangelium lässt Jesus seinen Jüngern verheißen: „Meinen Geist sende ich euch als Tröster.“ (Joh 14) Damit beginnt die Erfahrung, dass sich Glaube nicht im Äußerlichen erschöpft – weder in Moral noch in Institutionen, weder in Lippenbekenntnissen noch in Dogmen. Gegen einen solchen Glauben wandte sich Jesus selbst. Glaube kommt vielmehr aus dem Inneren des Menschen, spricht aus dem Herzen. Pfingsten ist darum eine Herzenserfahrung: Jesus hat seinen Jüngern und uns nicht bloß seinen Leib in die Hände gegeben, sondern viel mehr; nämlich seine Worte, seine Gedanken, seine Leidenschaften, Träume und Hoffnungen, also all das, was wir Geist nennen. Und er traute seinen Jüngern und uns zu, dass wir diesen seinen Geist begreifen und in eigenen Worten weitersagen. Und das nicht nach Art eines Gedächtnisprotokolls, sondern so, dass es sich von einem Menschen zum anderen entzündet. Es geht nicht um die bloße Weitergabe einer bestimmten Lehre und nicht um äußerlich Historisches, sondern darum, wie auch nach über 2000 Jahren immer noch und immer aufs Neue Jesus in unseren Herzen lebendig werden kann – dort, wo wir die Kraft in uns haben, einander zu verstehen, selbst wenn wir unterschiedlich reden, zwischen den Kulturen Brücken schlagen und alles Leben kostbar finden. Das ist das Wunder von Pfingsten, das Fest des Geistes. Diese innere Erfahrung wünsche ich uns allen an diesem äußerlichen Feiertag.

Gott befohlen,

Ihr Pfarrer Dr. Alexander Heck.

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