Moment Mal
von Pfarrer Wolfgang Nier
Zu Hause sein – Heimat haben
Was ist die große Sehnsucht vieler Menschen, die einige Wochen im Krankenhaus sind: endlich wieder nach Hause zu kommen!
Früher – zu Zeiten unserer Großeltern und Urgroßeltern fuhren nur wenige in den Urlaub. Die innere Bindung an Haus und Hof oder auch die Angst von zu Hause weg zu sein, war für viele sehr ausgeprägt. Zu Hause ist eben zu Hause - das verschafft Sicherheit im Leben, das beruhigende Gefühl: hier kann mir nichts passieren, hier kenne ich alles – oft von Kindheit an.
Anders diejenigen, die den Ort ihrer Kindheit verlassen mussten, vielleicht auch innerhalb ihres Lebens berufsbedingt oder aus anderen Gründen mehrmals umgezogen sind:
Welche Orte haben sie im Kopf, wenn sie "Zu Hause" denken?
Den Ort ihrer Kindheit, den Ort, in dem sie erwachsen geworden sind und ihre eigene Familie gegründet haben?
Nach der Wende haben viele Menschen, die nach dem Krieg aus den - jetzt ehemals - deutschen Gebieten hierher kamen, angefangen ihre Heimatorte aufzusuchen und die Meisten haben dabei von "Zu Hause" gesprochen. Menschen, die jetzt 80 oder 90 sind und oft schon 70 Jahre hier wohnen, die sprechen immer noch von "Zu Hause" und meinen den Ort im damaligen Kreis Ost-Sternberg, oder im Kreis Meseritz oder im Warthegau, in Ostpreußen oder Schlesien.
Die Erfahrung zeigt ebenfalls: ein kann Zuhause erdrückend sein, wenn es keine Menschen gibt, die dieses Zuhause-sein mit Leben füllen. Das zeigt die Tragik von Lebensschicksalen einzelner Frauen oder Männer, die ungewollt ohne Familien leben müssen - selbst wenn es für diese Menschen nette Nachbarn gibt, entfernte Verwandte, oder eine nette Schwester vom Pflegedienst: wenn die Tür ins Schloss fällt oder abends das Haus dicht gemacht wird, ist die Einsamkeit wieder da und da frage ich mich ob dann ein zu Hause den gleichen Wert hat wie "Zu Hause sein – Heimat haben"?
Bedenke ich einerseits traurige und einsame Menschenschicksale und andererseits die vage Sicherheit eines eigenen Zu-Hause-seins und Heimathabens, dann suche ich nach dem, was mir Boden unter den Füßen und dem Herzen ein inneres Zu Hause, eine innere Heimat gibt.
Auf dem Friedhof in Eldenburg bei Lenzen gibt es einen Grabstein mit der Inschrift „Es ist das Kreuz von Golgatha Heimat für Heimatlose“.
Ein heimatloser Mensch hat am Ende seines Lebens bekannt: „Nur Jesus ist mir in meinem Leben eine wirkliche Heimat, ein wirkliches zu Hause gewesen. Nicht die alte Heimat, nicht die neue Zuflucht, nicht freundliche Menschen – sondern der Glaube an den Gekreuzigten von Golgatha hat mir ein inneres Zu Hause gegeben, wo immer ich auch war im Leben. Das gab mir Fundament unter meinen Füßen.“
Ich wünsche Ihnen in Zeiten der inneren Heimatlosigkeit oder auch in Zeiten äußerer Heimatlosigkeit, in denen sie sich selbst nicht (mehr) sagen können wo sie denn nun „zu Hause“ sind“, diese Erfahrung: Jesus ist mein Halt, mein zu Hause, meine Heimat.
Einen Kommentar schreiben