Moment Mal
von Pfarrerin Anna Trapp
Wer’s glaubt, wird selig
Wenn ich heute diesen Spruch höre, dann ist er meist ironisch gemeint. Unglaube, Enttäuschung und Vertrauensverlust sprechen aus diesem Satz „Wer’s glaubt, wird selig!“ Ursprünglich stammt diese Redensart aus dem Markusevangelium. Dort heißt es: „Wer da glaubt und getauft wird, der wird selig werden.“ Ein schöner Satz, meint selig doch so viel wie glücklich, erlöst. Zu Beginn der Bergpredigt in den sogenannten Seligpreisungen, da wird dieses Glück Menschen verheißen, die alles andere als glücklich sind. „Selig sind die Sanftmütigen, denn sie sollen das Erdreich besitzen“, steht dort. „Wer’s glaubt, wird selig!“ Vielleicht hat die Erfahrung, dass in dieser Welt oft genau das Gegenteil von diesen Verheißungen eintritt, dazu geführt, dass der Glaube an Gott und Gottes andere Perspektive auf das Leben, irgendwann als naiv oder weltfremd abgetan wurden. Die Sanftmütigen werden wohl eher über den Tisch gezogen, als das Erdreich zu besitzen.
Die Seligpreisungen vertrösten nicht auf den Himmel, der Glaube trägt seine Früchte nicht im Jenseits. Denen, die glauben können, eröffnet sich vielmehr schon jetzt eine andere Perspektive auf das Leben. Es tut gut, sich nach diesen Gesetzmäßigkeiten des Himmels zu verhalten, denn wer sie ernst nimmt, unterstützt ihr Anbrechen bei sich selbst und im eigenen Umfeld und letztlich in der Welt. In heutige Sprache könnte man übersetzen: Glücklich ist, wer Hilfe von Gott erwartet. Glücklich ist, wer in Gott Trost findet. Glücklich ist, wer freundlich handelt. Glücklich ist, wer sich in den Dienst der Gerechtigkeit stellt. Glücklich ist, wer sich anderen annimmt. Glücklich ist, wer aufrichtig und vertrauenswürdig ist. Glücklich ist, wer Frieden und Versöhnung stiftet. Glücklich ist, wer Zivilcourage zeigt und Ungerechtigkeit entgegentritt. Glücklich ist, wer sich fröhlich zu Gott bekennt.
Glaube ist ein großes Geschenk, weil ich diese Welt und mein Leben darin aus einer weiteren, größeren, Grenzen sprengenden Perspektive wahrnehmen kann. In den Höhen und Tiefen des Lebens bin ich nicht auf mich selbst zurückgeworfen, sondern habe Hoffnung. Darum kann ich als Christ*in lachend Tag für Tag auf’s Neue versuchen diese Himmelsgesetze mit Leben zu füllen und mich daran freuen, wenn ich spüre, dass es anderen gelingt. Das empfehle ich auch denen, die mit Gott noch keine Erfahrung haben. In der Gemeinschaft der Kinder Gottes kann ich mich nämlich auch von denen tragen lassen, die vor mir waren, die mit mir sind und die nach mir kommen. Gottes Reich ist schon mitten unter uns. Denn „wer glaubt, ist selig!“
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