Moment Mal
von Superintendent i.R. Peter Heß
Vertrauen als Geschenk
„Wir liegen vor dir mit unserem Gebet und vertrauen nicht auf unsere Gerechtigkeit, sondern auf deine große Barmherzigkeit.“ Dan. 9, 18
Das ist es – Vertrauen. Wenn es etwas braucht, damit unser Miteinander gelingen kann dann, ist es Vertrauen.
„Ich vertraue dir“, das ist der stärkste und schönste Satz, den wir uns sagen können. Wenn es der Mann zur Frau, die Frau zu ihm, die Eltern zum Kind und das Kind zu den Eltern sagen, dann ist es gut. Sich verlassen können, keinen Zweifel hegen wollen. Vertrauen braucht keinen Beweis.
Es ist ein Geschenk, einfach so, Ausdruck des Wohlwollens. Es soll Freude und Mut machen, aufbauen. Es bringt Glanz auf das Gesicht. Es braucht keine Gegenleistung. Du bist mir nichts schuldig. Es geht um dich, nicht um mich. So ist Vertrauen auch Risiko. Vertrauen, wenn es echt ist, vertraut wieder und wieder und wieder...! Ich weiß: Jetzt reicht es...!
Nein, jetzt geht es erst richtig los. Vertrauen birgt Hoffnung. Vertrauen sagt: Du bist immer noch wertvoll. Es ist wie das Nachfüllen von Kraftstoff in den Tank. Es ist wie das Aufladen der Batterie. Das Gebet des Daniel benutzt dazu ein starkes Bild.
„Ich liege vor dir.“ Ich lege mich vor Gott hin, so lang wie ich bin. Das ist Ausdruck dafür, daß ich mein Leben, alles was ich bin, alle Gefühle, alle Gedanken, alle Hoffnungen, alle Sehnsüchte, alle Fragen, alle Sorgen, alles vor Gott ausbreite, ihm anvertraue.
Das Liegen vor Gott im Gebet hat eine Tradition in den Klöstern. Mönche und Nonnen lagen auf dem Boden, wenn sie sich mit ihrem ganzen Leben in den Dienst Gottes stellten. In unserer Katholischen Schwesterkirche liegen die Priester bei der Priesterweihe vor Gott. Es ist also Ausdruck dafür, daß Menschen ihr ganzes Leben Gott anvertrauen. Nicht „nur“ Bitten, Fragen, u.s.w. werden Gott anvertraut. Ich vertraue mich Gott an. Das ist so ähnlich wie bei einer Hochzeit. Ich will dich lieben. Ich will dir treu sein. Ich will zu dir stehen, egal was geschieht. Dabei weiß ich nicht ob mir das immer gelingen wird. Ich sage und drücke aus was ich will und wozu ich mich entscheide. Ich vermag aber nichts zu garantieren.
Ich vertraue dir, ich vertraue mich dir an und weiß doch nicht, ob meine Hoffnungen, Wünsche und Sehnsüchte immer so erfüllt werden wie ich es mir vorstelle. Das Geheimnis von Vertrauen steht am Schluß des Gebetes von Daniel: ...ich vertraue auf deine große Barmherzigkeit.
Die Weihnachtszeit ist gerade erst am 2. Februar zu Ende gegangen. Gott hat sich uns auch anvertraut. In der Krippe, im Stall von Bethlehem hat ER sich uns hingelegt. Er hat uns nicht ein bisschen Hoffnung und Hilfe für die Probleme unseres Lebens heruntergeworfen wie ein Paket mit Hilfsmitteln in Krisengebieten. Er ist heruntergekommen und hat sich untergemischt und eingemischt.
Damit die Barmherzigkeit, die große Barmherzigkeit als Antwort auf alle Enttäuschungen, die wir Menschen einander und ihm bereiten ausreicht und überzeugend ist, hat er sich der Länge nach ans Kreuz nageln lassen. So können wir aufhören uns ständig auf unterschiedliche Weise zu „kreuzigen“, wenn wieder etwas schief gegangen ist, wenn wir uns wieder enttäuscht haben und etwas schuldig geblieben sind.
Das ist Barmherzigkeit! Nicht die Antwort auf unsere Glanzleistung sondern die Antwort auf unsere Fehlleistungen. Damit trotzdem wieder Glanz in unser Leben und auf unser Gesicht kommt, weil wir nicht aufgegeben werden und einander nicht aufgeben. Er jedenfalls bleibt bei seiner großen Barmherzigkeit und macht uns immer wieder Mut.
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