Moment mal
von Pfarrer Olaf Glomke
Die Kunst des Erinnerns
Die Natur zeigt sich in den zurückliegenden Tagen noch einmal von ihrer farbenfrohen Seite. Die Bäume leuchten in Rot und Gelb und sind wunderschön anzusehen. „Bunt sind schön die Wälder, gelb die Stoppelfelder und der Herbst beginnt …“ Ich glaube, es ist eins der wenigen Herbstlieder, das ich kenne. Und ich singe es gern in diesen Tagen. Warum gibt es wohl so wenige Lieder, die diese Jahreszeit besingen? Vielleicht weil sich die Wehmut unter die Farben mischt? „.. Rote Blätter fallen, graue Nebel wallen, kühler weht der Wind.“ Viele Menschen fürchten sich vor der Jahreszeit, die nun folgt. Die langen Abende stimmen sie traurig. Regen, Nebel und die kahlen Äste der Bäume deprimieren sie. Vielleicht hilft ihnen die Kunst des Erinnerns. „Frederik“ ist ein Künstler seines Faches. In einem Kinderbuch wird von der Maus Frederik erzählt. Als alle Familienmitglieder eifrig Körner, Nüsse, Weizen und Stroh sammeln, sitzt er auf einem Strohballen und denkt nach. Die anderen Feldmäuse arbeiten Tag und Nacht. Alle - bis auf einen. Die anderen werden ärgerlich auf ihn. Doch Frederik sammelt Sonnenstrahlen für die kalten Wintertage. Er starrt auf die Wiese und sammelt Farben, um den Sommer und die bunten Blumen nicht zu vergessen, denn der Winter ist grau. Und wenn Frederik träumt, sammelte er Wörter. Die Wintertage sind lang. In der ersten Zeit gab es noch viel zu essen. Die Mäuse erzählten sich Geschichten von singenden Füchsen und tanzenden Katzen. Doch nach und nach wurden die Vorräte weniger. Auf einmal wurde es sehr kalt. Und da fiel ihnen ein, wie Frederik von Sonnenstrahlen, Farben und Wörtern gesprochen hatte. Und als er von den Sonnenstrahlen, Farben und Wörtern erzählte, wurde ihnen warm. Sie sahen die Farben vor sich und lauschten seinen Worten. Mit der Erinnerung hilft Frederik ihnen über den Winter. Die Mäuse machen alles richtig. Ohne ihre Arbeit käme auch Frederik nicht durch die kalte Jahreszeit. Nur, bei ihrem unermüdlichen Sammeln und Ernten übersehen die Mäuse etwas sehr Wichtiges und dieser Mangel ist ebenso gefährlich. Denn die Erinnerung ist für die Gegenwart wichtig und ermöglicht Zukunft. Und zum Erinnern kommt die Dankbarkeit dazu. Denn wenn ich mich dankbar erinnere, blühen die gelben Rosen noch schöner. Dankbarkeit ist der Schlüssel für die Zukunft, denn sie kann heilen. Sie macht mich sensibel, für das, was mir geschenkt wird und was anderen fehlt. Dankbar erinnere ich mich der Fürsorge Gottes und erfahre mich als geliebt und ich liebe selbst. In der Bibel wird davon in dem Gleichnis von den zehn Aussätzigen (Lukas, Kapitel 17, Verse 11-17) erzählt. Auch die neun, die nicht zurückkehrten wurden ganz gesund und fühlten sich wie neugeboren. Doch für den einen, der dankt, erhält seine Heilung eine weitere Qualität. Er wird ganz heil an Körper und Seele.
Die Kunst des Erinnerns ist nicht rückwärtsgewandt. Erinnerung ist ganz nah an der Gegenwart und Zukunft. „Gott schenkt uns die Erinnerung, damit wir Rosen für den Winter haben.“ (Max Frisch) DANKE.
Die Kunst des Erinnerns ist nicht rückwärtsgewandt. Erinnerung ist ganz nah an der Gegenwart und Zukunft. „Gott schenkt uns die Erinnerung, damit wir Rosen für den Winter haben.“ (Max Frisch) DANKE.
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